Bereits Gedanken um die Finanzierung deiner Idee gemacht? Ich habe gleich mehrere Vorschläge für dich, wie du Geld bekommst: Stipendien, Business Angels, die Crowd, Venture-Capital, Accaeleratoren, Inkubatoren und TV Shows.
Dieser Beitrag bietet dir einen ersten (bissigen) Überblick.
Geld ist der Treibstoff für das Start-up. Ohne Liquidität kommt niemand vom Fleck (Fehler #1 – kein Geld). Natürlich brauchst du weit mehr, als nur Kapital. Ebenso wichtig wird es sein, den richtigen Markt auszuwählen, ein geniales Produkt zu bauen und ein Team aus A-Playern zusammenzustellen (der richtige Zeitpunkt für dein Start-up).
Es ist wie im Privatleben: Kein Geld zu haben ist ätzend. Zu viel Geld zu haben, macht dir nur Sorgen. Irgendwo dazwischen ist die goldene Mitte – auch für junge Unternehmen.
Finanzierungsphasen für Start-ups
Je nach Unternehmensphase hast du mehrere Optionen, um deine Idee und Firma zu finanzieren.
Wenn wir den Lebenszyklus eines Start-ups in Finanzierungsphasen messen, dann fängt jede Firma mit der Gründung an. Auf die Gründung folgt die Seed-Runde (ca. 200.000 € bis 500.000 € an frischem Geld). Danach gibt es eine Series-A (zwischen 500.000 € und 3 Millionen €), vielleicht eine Series-B und am Ende steht der Exit, der Börsengang oder die Übergabe an die eigenen Kinder (würde Zuckerberg Facebook eines Tages vererben?).
Am Anfang brauchst du eine Menge Hilfe. Hilfe zum Gewinnen von Investoren. Hilfe beim Bau deines Produktes. Hilfe beim Geschäftsmodell. Du hast anfangs eine gigantisch lange Checkliste und tausende Fragen. Du musst noch viel lernen und deswegen brauchst du jetzt Unterstützer, welche ihr Wissen mit dir teilen. In dieser Rubrik sind Inkubatoren, Acceleratoren, Business Angels und einige Frühphasen Venture-Capital-Firmen (wann zum wem?).
Hier liegt auch der Hauptgrund, wieso so viele Start-ups Absagen erhalten: Man spricht nicht die richtigen Investoren an. Ein Team in der Gründung muss (kann aber) noch nicht mit Venture-Capital-Firmen sprechen (kurz VCs). Business Angels sind wiederum nicht immer passend, wenn man 5 Millionen € braucht. Acceleratoren interessieren sich nur für junge, unwissende Firmen. Inkubatoren wollen dich und nicht dein Team (wie du gute Investoren erkennst).
Bootstrapping – aus eigener Kraft
Bootstrapping bedeutet für mich, dass du es ohne fremdes Kapital schaffst. Eigentlich wie es normale Unternehmen in den letzten tausenden Jahren auch gemacht haben. Du gründest, hast ein Produkt, wofür Kunden zahlen und du wächst langsam und stetig. Du gibst einfach weniger Geld aus, als du verdienst.
Wachstum finanzierst du über deine Kunden (Vorkasse), Lieferanten oder Banken.
Viele Softwarefirmen (SaaS) kommen ohne fremdes Geld aus. Aldi und Dell ließen sich in frühen Jahren durch die eigenen Kunden finanzieren, indem sie (bis heute) ihre Lieferanten erst spät bezahlten. Die goldene Regel für jede Firma heißt daher: „Buy low, sell high, collect early, pay late.“
Viele renommierte Firmen wie Bosch, GoPro, Dr. Oetker sind organisch gewachsen. Es ist ein harter Weg und keiner schenkt dir etwas. Du behältst die Kontrolle über deine Firma und kaufst dir Hilfe zu Marktpreisen einfach ein. Keinen Grund, Anteile zu verschenken für etwas, was du auch bezahlen kannst.
Der Nachteil ist, dass du gegen besser finanzierte Konkurrenten verlieren könntest. Gerade für Digitalfirmen ist Zeit oft der wichtigste Faktor. Je eher ein Produkt den Markt durchdrungen hat, desto schneller wird ein Monopol erreicht. Firmen wie Uber zeigen dies in aller Perversion. Mehr Geld => mehr Geld => mehr Geld = Erfolg.
Mein Tipp: Bootstrappe, wenn du in einer Nische bist, wo du wenig Konkurrenz fürchtest. Gewinne in einem kleinen Markt das Monopol, bevor du größere Märkte mit mehr Wettbewerb angreifst.
Bootstrapping oder fremdes Geld aufnehmen?
Zuschüsse vom Staat – wer die Hilfe braucht
Inzwischen finanziert fast jedes westlich geprägte Land seine Gründer auf die ein oder andere Art und Weise. Die EU schüttet Milliarden mit dem Horizont 2020-Programm aus. Deutsche Gründer bekommen Geld vom HTGF, EXIST, IBB, LBB und diverse Förderfonds der Landesbanken.
Hier will ich auch nicht schlecht reden. Das ist gutes Geld für einen wohltätigen Zweck, denn es fördert die Wirtschaft und die Gründerkultur. Und doch fallen mir keine Erfolgsgeschichten ein. Es gibt moderate Erfolge, doch kenne ich keine Einhörner, die vom Staat finanziert wurden.
Zudem ist es ein langsamer Prozess. Auf dich kommt viel Papierkram zu und eine Runde kann auch mal 12 bis 18 Monate dauern. Viel Zeit, in der du nicht wirklich weitermachen darfst (z.B. neue Investoren aus anderen Quellen aufnehmen).
Mein Tipp: Staatsgelder sind ideal für forschungsnahe Themen. Bewerbe dich, wenn es teuer ist, einen ersten Prototypen zu bauen.
Inkubatoren – Die Unternehmensberatungen der Start-up-Welt
Inkubatoren sind nicht wirklich Kapitalgeber. Darunter fallen für mich Firmen wie Rocket Internet, Team Europe oder HitFox. Inkubatoren sind Unternehmer, die ihre Erfahrung und ihr Netzwerk skalieren wollen. Dazu brauchen sie eine Armee an Hochleistungsmanagern. Die Resultate können sich sehen lassen: Zalando, Home24, DeliveryHero, WestWing. Das Portfolio von den Berliner Inkubatoren ist oft mehr wert, als das einiger VCs.
Die Vor- und Nachteile liegen eng beieinander: Es ist nicht deine Idee. Nicht dein Team. Nicht dein Geld. Alles wird dir gegeben. Du musst dafür jedoch hart arbeiten. Null Risiko und alle Chancen. Daher bist du auch kein Unternehmer, wenn du für einen Inkubator arbeitest. Und Gründer solltest du dich eigentlich auch nicht nennen. Im Gegenzug lernst du eine Menge, wirst gut bezahlt und hast Zugriff auf ein globales Netzwerk. Liest sich an, wie McKinsey vor 10 Jahren.
Mein Tipp: Wenn du ehrgeizig, intelligent und fleißig bist, doch keine Lust auf Investment Banking oder Unternehmensberatung hast – dann gehe ruhig zu einem der Inkubatoren.
Acceleratoren – Die Gründeruniversitäten
Die Welt der Acceleratoren ist bunt. Es wird gehandelt mit Anteilen, Werbeflächen, Büroplätzen, Mentoren und etwas Geld.
Ein gut gemachter Accelerator (z.B. Y Combinator, Techstars, Seedcamp) ist wie eine Gründeruniversität. Du lernst vieles über Fundraising, Teambuilding, Design und Strategie. Dazu gibt es Zugriff auf das Netzwerk aus Investoren.
Doch unter uns: Die meisten Programme sind es nicht wert. Besonders Erstgründer fallen gerne darauf rein und zahlen am Ende zu viele Anteile (bis zu 10 %) für etwas, was sie auch aus eigener Kraft hätten erreichen können.
Was erwartest du auch, wenn Konzerne sich in Start-ups einmischen? Hier in Berlin können wir Acceleratoren bieten von Axel Springer, der Telekom, der Deutschen Bahn, Commerzbank, Bayer, Pro7 bis zu Microsoft.
Mein Tipp: Wenn du das erste Mal gründest, besuche ruhig einen Accelerator. Doch wähle eines der besten Programme aus. Ein schlechtes Programm kostet dich nur Zeit und Firmenanteile.
Business Angels – Fluch und Segen
Business Angels sind ebenso eine bunte Mischung (13 Schritte um dir einen Business Angel zu angeln). Es gibt Profis, die investieren 10 bis 20 Mal im Jahr und wissen sehr genau, was sie machen. Auf der anderen Seite nennen sich auch unzählige Amateure gleich Business Angel. Nur weil dein Steuerberater dir Geld gegeben hat, ist er nicht gleich ein Start-up-Investor.
Daher ist die Gruppe der Business Angels (BAs) volatil. Manche fördern und fordern dich richtig. Sie kennen den Markt, die Kunden und sind dein engster Freund am Ende. Andere geben dir Geld, melden sich nie wieder und blockieren vielleicht deinen Exit.
Angels zahlen oft eine bessere Bewertung (wie komme ich auf eine Bewertung für mein Start-up) und können sehr schnell Geld überweisen. Angels unterstützen dich auch bereits, wenn du nur eine Vision hast. Viele großartige Firmen wie Tesla und SoundCloud sind entstanden, weil viele Angels am Anfang an etwas geglaubt haben. So gesehen tragen Business Angels die Innovationen des Landes, denn sie haben das größte Risiko von allen Kapitalgebern (Angels vs. VCs).
Mein Tipp: Der richtige Business Angel an deiner Seite ist ein Engel im wahren Sinne. Doch pass auf, dass du dir nicht Luzifer an Bord geholt hast.
Crowd – Die Intelligenz der dummen Masse
Wenn es um Finanzierungen durch die Crowd geht, gibt es zwei Arten: Crowdfunding und Crowdinvesting.
Crowdfunding sind Projekte, die über Indiegogo oder Kickstarter finanziert werden. Das sind super Plattformen um Pre-Sales (Vorbestellungen) für deine Firma zu generieren. Wenn du also einen Prototypen hast, dann kannst du bereits dein Produkt verkaufen, bevor du es produzierst.
Pebble hat damit über 30.000.000 € an Vorkasse bekommen. Oculus Rift hat erst 2 Millionen $ über Crowdfunding erhalten, bevor die Firma dann für 2 Milliarden $ von Facebook gekauft wurde.
Gerade im Hardware-Bereich eröffnen sich mit der Crowd ganz neue Möglichkeiten. Du bekommst Vorkasse und Zugang zu den Early-Adoptern. Dazu sammelt man das Geld in einer planbaren, limitierten Zeit durch eine Kampagne ein.
Von Crowdinvesting (158.000 € in 38 Tagen – meine Erfahrungen) bin ich kein großer Freund. Du bekommst Kapital in Form eines Darlehens von hunderten bis tausenden von Mikro-Investoren. Die Nachteile aus meiner Sicht sind: Probleme bei Folgefinanzierungen, Probleme bei Exits, Ablenkungen, dummes Geld.
Auch sind die Erfolge der Plattformen (Seedmatch, Companisto) noch abzuwarten. Bisher gab es keine Firmen, die anschließend durch die Decke gegangen sind. Ich vertrete die These, dass nur mittelstarke Firmen sich Geld über die Crowd besorgen.
Mein Tipp: Mit der richtigen Story und einem geilen Produkt kann Crowdfunding genau passend sein. Doch eine erfolgreiche Kampagne ist ein hartes Stück Arbeit – unterschätze es nicht.
Venture-Capital – der Ritterschlag
Wenn Start-ups soweit überlebt haben, dass Venture-Capital (VC) eine Option ist, dann gratuliere ich jedem von euch. Nicht viele Firmen kommen so weit.
Der Vorteil von VCs ist klar: Nun können große Schecks geschrieben werden von Hunderttausenden € bis zu einigen Millionen. Zudem haben alle großen Firmen es nur mit Venture-Capital nach oben geschafft: Zalando, Uber, Lieferheld, Mister Spex, Apple, Facebook oder Google. Ohne VC ging nix.
Zudem sind VCs professionelle Investoren. Es ist ihr Job, dafür zu sorgen, dass du erfolgreich wirst. Daher sind VCs deine Förderer und Forderer (wie man VCs ansprechen sollte). Die Ich-hänge-im-St-Oberholz-ab-Zeiten sind vorbei. Ab jetzt hast du eine Rakete im Hintern und diese wird gezündet. Nun heißt es „get big or fail.“
Mein Tipp: Lies dich in mein Venture-Capital-ABC ein.
Banken, TV Shows und Wettbewerbe – Zeitverschwendung?
Banken? Guter Witz. Habe noch nie gehört oder gelesen, dass Banken einem geholfen haben.
Wie sieht es mit Wettbewerbern aus? Nun, es kommt drauf an. Wenn du auf dem SxSW, Heureka, Noah, LAUNCH Festival oder TOA präsentieren darfst, dann macht dies Sinn. Ein Mal! Das reicht. Nein, nicht nächstes Jahr erneut. Lass es sein.
Ansonsten sind Wettbewerbe ungefähr so effektiv, wie sich auf die Bar zu stellen und zu rufen, dass du heute Abend noch ein Date brauchst. Keiner wird dir einen Scheck schreiben, weil er dich 5 Minuten hüpfend auf einer Bühne gesehen hat. Doch gleichzeitig kann die Streuung natürlich auch ungeplante Nebeneffekte bieten.
Daher sind TV Shows (wie die Höhle des Löwen) per se nicht schlecht. Es kostet dich halt Zeit und du bekommst kein Geld dafür. Gute PR ist sicherlich immer nützlich für dein Start-up, solange du ein hammergeiles Produkt hast. Doch ist PR (Pressearbeit) nicht der Selbstzweck, sondern nur ein Teil deiner Marketingstrategie (don’t drink your own kool-aid).
Mein Tipp: Sei bekannt, dort wo deine Kunden sind. Und in den seltensten Fällen sind deine Kunden andere Start-ups.
Fazit – schwere Wahl
Am Ende muss jeder für sich selber entscheiden. Alle Finanzierungsoptionen haben Vor- und Nachteile. Wenn du das erste Mal ein Start-up aufbaust, gehst du anders vor, als wenn du es bereits versucht hast. Mit der Zeit kommen die Erkenntnisse. Ich bin selber noch weit davon entfernt, alles verstanden zu haben. Ich lerne jeden Tag dazu.