in Venture Capital

Der moderne Investor – vom Gründer zum VC?

Muss ein Investor auch ein Gründer sein, oder kann ein klassischer VC ebenso helfen? In den USA ist der moderne VC auch Gründer gewesen. Ist dies notwendig?

Eine Frage die mich immer wieder selber beschäftigt ist, ob erfolgreiche Investoren auch Unternehmer gewesen sein müssen. Man hört derzeit immer von Größen wie Peter Thiel, Marc Andreessen oder Reid Hoffman. Thiel hat Paypal mitgegründet und war der CEO, anschliessend investierte er in Facebook und hat seine eigene VC Firma: Founders Fund (ja, auch diese haben die Samwers geklont). Und Marc hat mit Ben den derzeit heißesten VC überhaupt aufgebaut (nachdem er nur mal so den Browser erfunden hatte und diverse Firmen verkaufte). Und Reid ist ein bekannter Angel Investor (Facebook, Zynga) und als Gründer von Linkedin ist er jetzt beim VC Greylock eingestiegen.

Muss ein Investor auch Gründer gewesen sein?

Doch ist ein guter Unternehmer auch ein guter Investor? Ist dies die neue Generation an Investoren? Die alte Garde ging wohl den klassischen Weg: Investment Banking, Private Equity oder Beratung – anschliessend einen Fond gründen oder bei einem einsteigen.

Was für Dinge muss ein Investor beherrschen? Wir hätten da zum einem die rechtliche Seite. Term Sheets, Verträge, Kapitalrunden sind super technisch und auch Anwälte steigen bei Wasserfallmodellen von liquidation preferences nicht immer durch. Dann hilft es natürlich wenn der Investor sich auch mit Exits auskennt, entweder Secondaries, Trade Sales oder IPO.

Und das Wichtigste überhaupt: ein Investor muss gute Firmen erkennen können. Gerade das „Finden“ von Startups mit starkem Wachstum ist viel schwerer als man manchmal denkt. Bei 2.000 Ideen im Jahr die finalen 10 zu identifizieren, das braucht eine Mischung aus Erfahrung, Analytik und dem „Auge“ dafür.

Also habe ich etwas gesucht, ob es nicht erfolgreiche Investoren gibt, die vorher kein eigenes Startup hatten. Erfolgreich ist ein Investor aus meiner Sicht, wenn er Investments betreut, die eine hohe Wertsteigerung erfahren haben.

Einige erfolgreiche Investoren waren nie selber Gründer

Da hätten wir James Breyer, Partner bei Accel. Früher bei McKinsey, jetzt hat das Investment in Facebook angeführt. Oder David Sze, früher bei BCG und jetzt betreut er Facebook, Linkedin, Pandora und Path.

Peter Fenton ist bei Benchmark, hat für ein Startup gearbeitet ganz am Anfang und heute investierte er in Twitter, Zendesk und Yelp. Bei Morgan Stanley gearbeitet und dann VC geworden – Paul Madera. Genau wie Jeremy Levine, der früher bei McKinsey war, dann in der Private Equity Branche und heute Investments in Pinterest, Yelp, Linkedin, OLX oder Shopify hält.

Oder das bekannteste Beispiel: Fred Wilson. Prominenter VC & aktiver Blogschreiber aus NY. Er hat damals einen kleinen VC selber gegründet, heute investiert er in Twitter, Zyna oder Foursquare. Startup-Gründer war er nie.

Sicherlich, ex-Gründer haben operative Erfahrungen, die haben alles bereits einmal durchgemacht. Sie kennen die Höhen und Tiefen und können sich in Fachgespräche viel besser einbinden. Dies ist super hilfreich für Startups, gerade im Early-Stage Investmentbereich. Doch für die Performance eines Fonds ist dies nicht entscheidend, denn am Ende werden wir in daran gemessen, wie viel Geld wir verdienen. Bedeutet, dass die Wertsteigerung des Investments das Hauptziel eines Partners sein müsste (im Sinne der LPs). Und da hält es sich nun mal an die Faustregeln: Buy low, sell high,…Dem Startup zu helfen unterstützt die Wertsteigerung, gute Konditionen aushandeln erhöht den ROI, teuer Verkaufen macht Investoren und Gründern beide froh.

Ich sehe es jeden Tag bei uns. Wir haben zwei Partner, welche sehr gut zusammenarbeiten und sich dabei wunderbar ergänzen. Der eine Partner hat wohl den klassischen Weg hinter sich: Früher bei Goldman Sachs, danach weitere Jahre im Investment Banking und parallel ein paar Angel Investments. Irgendwann die Möglichkeit mit Freunden einen ersten Fond aufzulegen. Chance ergriffen und Erfolg damit.
Der andere Partner ging den modernen Weg. Erstes Unternehmen, zweites (verkauft), drittes (verkauft) und dann direkt übergangen ein SerialAngelInvestor zu werden. Der vielleicht logische Schritt war, dass er seinen eigenen VC Fond irgendwann auflegt. So geschehen bei uns.

Erst Gründer, dann Angel, am Ende VC?

Vielleicht ist dies auch der moderne Weg. Erst Gründer, dann Investor. In den USA derzeit voll im Trend. Historisch schwer für Deutschland, da wir kaum erfolgreiche (=auch genügend Geld bekommen) Gründer haben. Es braucht schon eine kritische Masse die wieder reinvestiert in das Ökosystem. Und hier gründen ex-Gründer lieber Inkubatoren, mit denen sie weiter gründen können. Schaut euch mal die Hintergründe der Inkubatoren an – fast alles selber Startup Leute gewesen (mehr oder weniger erfolgreich).

Kurz aber zurück. Also, beide Partner sehen Deals. Sie sehen Märkte, Talente und tolle Firmen. Und doch kann man von einer Aufgabenteilung sprechen. Während einer der Partner oft operativer in Details einsteigt, hat der andere Partner einen Schwerpunkt für Exits, Verträge, Legal, Fundraising. Beides ist super wichtig. Beides brauchen wir. Startups operativ unterstützen auf der einen Seite und gleichzeitig die klassische VC Aufgaben im Griff behalten.

Und ich denke diese Mischung ist für jeden VC wichtig. Jeder VC braucht Partner, die früher selber gegründet haben. Und Partner, die vielleicht eher Erfahrungen für Late-Stage-Phasen gesammelt haben. Zusammen eine gute Kombination.

Für euch Leser also der Hinweis: Wenn ihr mit einem VC sprecht, achtet auf seinen Hintergrund. War er Gründer bedeutet es nicht, dass er gute Entscheidungen trifft. Und wenn der VC kein Gründer war, kann er trotzdem euch gut unterstützen. So oder so, der Track Record sollte ein Indiz dafür sein.

Anmerkung: Ich mache bewusst eine Abgrenzung zwischen Unternehmer und Gründer. Jeder Gründer sollte Unternehmer sein, aber nicht jeder Unternehmer war ein Gründer.

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