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Wie ich einen Mitgründer für meine Idee finde

Wieso ist ein Mitgründer eigentlich wichtig? Ich halte einen passenden Mitgründer für wichtiger als die Idee. Denn eine Idee könnt ihr zusammen finden. Ich halte den Mitgründer auch für wichtiger als das Geld. Denn dieses könnt ihr zusammen auftreiben. Doch was ist, wenn du bereits das nötige Geld und geeignete Idee hast? Du kannst es jetzt alleine starten, oder holst dir nachher einen Mitgründer an Board. Doch dann wird es sich nie wie gleichberechtigte 50-50 anfühlen.

Ein Mitgründer stellt auch die unangenehmen Fragen

Wieso also gemeinsam gründen? Ehrlich gesagt: man schafft es alleine auch, doch ist es viel schwerer. Ich selber brauche einen Gegenpart. Jemanden, der meine Entscheidungen in Frage stellt, mich herausfordert. Mein Partner muss Nein sagen können. Wenn ich wirklich gute Argumente dafür habe (jemanden einstellen, Strategie, technische Lösungen), dann wird er auch Ja sagen am Ende. Gerade am Anfang finde ich es wichtig, all die Annahmen zu hinterfragen. Und ein Startup besteht fast nur aus Annahmen. Wenn ich früher einen Pitch bekommen habe, dann war die Qualität der Startups meistens besser, wenn mindestens 2 oder 3 Gründer am Konzept mitgearbeitet hatten.

Das Gründungsteam muss Strategie, Produkt, HR, Ops, Tech und Finanzen abdecken

Und wie sollte so ein Mitgründer nun sein (oder zwei davon)? Ich hatte bereits über 6 Gründerarten geschrieben (und das Handelsblatt meinte, es könnte mich einfach mal zitieren).
Auf Quora wird das Thema diskutiert:

das perfekte gruenderteam

  • Jemand, der eine Vision von der Firma und dem Produkt hat.
  • Jemand, der Execution beherrscht und aus der Vision ein Produkt formt.
  • Eine Person, die das Team begeistern kann (und es zusammen stellt).
  • Ein Mitgründer, der die Firma formt und Wachstum beherrschen kann.

So gesehen, braucht es wohl Leute, die Strategie, Produkt, HR, Operations, Tech und Finanzen zugliehc können. Ganz selten gibt es diese Fähigkeiten in einer Person. Wie bemerkt, fehlt es an Marketing und Vertrieb in der Liste. Genau. Denn beides kann man später noch in die Firma holen. Und keiner braucht einen Marketingexperten von Tag eins. Wofür Marketing, wenn es kein Produkt gibt?

Deinem Mitgründer solltest du vertrauen können, dass er die Dinge besser macht als du selbst

In unserem Team ergänzen sich unsere Fähigkeiten ganz gut. Mein Mitgründer und ich arbeiten beide am Produkt; er aus technischer Sicht, ich aus Design- und Kundensicht. Er hat die Execution Skills. Er setzt Dinge einfach um, während ich manchmal noch strategisch darüber „philosophiere“. Ich kümmere mich um Finanzen, Administration, er sucht Dienstleister und Mitarbeiter. Er baut das Konstrukt des Produktes, ich kümmere mich um die Details. Ich möchte Geld ausgeben, er schaut mir auf die Finger. Sicherlich sind wir nicht komplett. Ich gebe offen zu, dass ich wenig Ahnung vom Vertrieb habe und (noch) oberflächlich etwas vom Onlinemarketing verstehe. Deswegen suchen wir auch nach einem weiterem Mitglied im Team, welcher Expertise mitbringt.
Doch wir sprechen offen darüber, was wir können und was nicht. Und während wir im Team zu 80% einer Meinung sind (Strategie, Produkt), diskutieren wir die restlichen 20% oft aus. Zudem hat bei uns jeder von Anfang an seinen Bereich, wo der andere nicht reinredet. Denn Vertrauen ist der Schüssel für mich.

Auch die Charakter sollten sich ergänzen. Ich bin eher extrovertiert; besuche Events, treffe mich täglich mit Kunden, Mitarbeitern, Investoren, Freunden – Netzwerk halt. Er arbeitet gerne mal erst ab Mitternacht und programmiert bis in den Morgen. So gesehen ist einer von unser immer online. Wir sind 24h für unser Baby da. Ich schreibe einen Blog. Er hält sich gerne bedeckt. Wir haben beide einige Schwächen und ein paar Stärken. Diskussionen gibt es regelmäßig. Und ich halte diese für gesund und natürlich. Ein Startup ist kein Ponyhof (sorry für diesen flachen Spruch) und da fallen halt auch Späne (ok, noch so einer. Hat wer ein Phrasenschwein?).

Dein Mitgründer sollte aus deinem beruflichen und privaten Umfeld kommen

Stellen wir uns die entscheidende Frage: Wo finde ich meinen Mitgründer? Nun, reden wir über eine Firmengründung in der Internetszene.
An erstes Stelle kommt deine derzeitige Firma, Kollegen mit denen du arbeitest oder aus anderen Abteilungen, Geschäftsbereichen, Vehikeln oder Beteiligungen. Ihr habt ähnliche Erfahrungen, Interessen und teilt eine Unternehmenskultur. Ideale Vorraussetzungen. Ich habe meine Mitgründer auch über die Firma (genauer gesagt, über eine unserer Beteiligungen) kennen gelernt. 30% aller Beziehungen fangen halt am Arbeitsplatz an.

Dann natürlich das Netzwerk. Bekannte aus anderen Firmen; Personen, mit denen du schon mindestens ein Bier getrunken hast.
Ich habe selber bereits drei mal versucht zu gründen. Einmal war es ein Kollege aus dem Team Europe Umfeld. Das andere mal sogar mit meinem heutigen Mitgründer. Es klappte damals nicht, weil die Teams aus zu vielen Personen bestanden. Zu viele Leute, zu wenig Konzept. Keiner wollte Verantwortung übernehmen.

Freunde sind auch eine Möglichkeit. Einige meiner engeren Freunde aus der HSG Zeit, sind jetzt bei Rocket (Hellofresh USA, Zalando Türkei, Wimdu China) oder haben ein eigenes Startup gegründet (u.a. Monoqi). Hier ist viel Potentiel, doch selten sind wir zum gleichen Zeitpunkt „frei“. Einer gründet immer, doch dann sind die anderen meistens bereits in eigene Projekten involviert. Timing ist hier schwierig. Zudem sind wir uns alle sehr ähnlich und wenig ergänzend. Wir sind und bleiben halt nur BWLer aus der Sekte.

Eine weitere Möglichkeit sind zusammen gesetzte Teams. Rocket macht dies. Christophe Maire und Team Europe ebenso. In diesen Fällen ist es nicht immer klar, ob der Gründer die Idee hatte und den Inkubator ansprach (welcher meistens das Geld und die Ressourcen hat), oder der Inkubator einen wiederum mit einer Idee geködert hat. Meistens wirst du jedenfalls CEO und darfst dir dein Team an Mitgründern selber zusammen stellen. Aus deinem Netzwerk, oder aus dem Netzwerk der Company Builder. Idealer Fall, falls es um Tempo geht. Kapital bekommst du, und kannst sofort loslegen. Firmen wie Zalando und Lieferheld sind so sehr schnell groß geworden.

Viele Gründer fingen alleine an, doch wurden erst im Team erfolgreich

Aus meiner Zeit beim VC, habe ich zahlreiche Teams kennen gelernt. Interessanterweise waren die meisten weniger Team, als Einzelgründer. Shiftplanning, Hole19, Couchsurfing, Wirkaufens, Vend, Clio – die haben alle alleine angefangen. Jeder von diesen Gründern hatte eine ganz besondere Fähigkeit (oft Produkt = alles selber gebaut) und haben sich dann weitere Verstärkung geholt, nachdem erste Erfolge sich abzeichneten. Manchmal waren wir als Investor am Board, wenn es nur eine Person gab. Andere Male investieren wir, wenn das Kernteam bereits gewachsen war. Am Ende waren es immer zwei bis drei Leute, die die Führungsebene besetzten. Einer alleine kam nie weit.

Natürlich gibt es auch Startups, wo sich das Team bereits kannte und einfach weitere Projekte angestoßen hat. Oder sich zwei Studienfreunde zusammen setzten und sich mit einer Idee an erfahrene Gründer wendeten.

WG Gründungen klappen eher selten und ‚Casting‘ ebenso

Einige gründen auch mit ihrem besten Freund. Hier besteht jedoch das Risiko, dass Privatleben und Beruf sich noch stärker miteinander vermischen. Ja, du solltest gut mit deinem Mitgründer auskommen, doch braucht ihr auch eure eigene Privatsphäre. Wenn ihr in einer WG lebt, dann seht ihr euch konstante 24 Stunden am Tag. Und wenn deine Freundin mal zu Besuch kommt, dann kriegt er gleich mit, dass du nicht arbeitest. Zudem ist die Frage, ob dein bester Freund auch gleichzeitig der perfekte Gründer ist? Kann sein, muss nicht. Kenne wenige erfolgreiche Beispiele.

Und das spontane Zusammensetzen von Teams auf Events (z.B. Gründerbus) oder Wettbewerben, ist auch selten nachhaltig. Viele brechen auseinander, weil es an Geld und einer gemeinsamen Idee fehlt.

Am Ende gibt es kein Erfolgsgeheimnis. Entweder du machst es alleine und hast damit Erfolg. Oder ihr seid bereits mehrere Personen. Wäre der Weg so eindeutig, würden es alle so machen.

Und das nächste Mal meiner Serie, gehe ich darauf ein, wie man überhaupt eine Idee finden kann. Anregungen und Wünsche?

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