in Gründer ABC, Gründung, Unternehmenaufbau

Selber bauen oder andere um Hilfe fragen?

Ich bemühe mich in den folgenden Artikeln mehr Struktur einzubringen. Erst darstellen, was die Möglichkeiten sind. Dann, wofür wir uns entschieden haben und anschließend meine Einschätzung der Situation 12 Monate später.

Nun sind die ersten 6 Wochen der Gründung rum. Bedeutete für uns, dass wir die Planung (Idee, Konzept, Businessplan, Strategie, Analysen) abgeschlossen haben. Die Struktur (Verträge, Gesellschaft) steht auch.

Die erste strategische Frage, die sich das Gründungsteam nun stellen muss ist: Bootstrapping vs. Inkubation vs. Company Building.
Nehme ich Hilfe an – oder mache ich es alleine?
Aus VC Sicht hatte ich schon darüber geschrieben.

Möglichkeiten: Bootstrappen oder Shares abgeben

Selber machen ist die nahe liegende Option. Bedeutete für uns, dass wir ein MVP bauen (Minimum Viable Product). Es ist die Strategie, der kleinen Schritte – Testen – kleine Schritte – Testen.

Alternativ kann das Team mit seiner Idee zu einem Inkubator gehen. Inkubatoren können einem schnell weiterhelfen: Ein Büro stellen, Team vervollständigen, Intros machen und operativen Support geben.

Zudem gibt es auch die Option sich an einen Company Builder zu wenden. Also konkret einen der Partner bei Team Europe oder Rocket Internet ansprechen, denen sagen du hast Idee + Team und würdest es gerne mit denen machen. Das ist möglich.

Unser Weg: Alleine und steinig mit einem MVP

Wir haben uns für ein MVP entschieden. Das hatte mehrere Gründen. Zum einem war das Startup damals eine große Unbekannte. Wir wussten nicht, ob es Bedarf gibt. Wir wussten nicht, ob Frauen ihre gebrauchten Brautkleider bei uns online stellen würden und andere diese kaufen wollen. Es gab nur Annahmen, jedoch kaum proof of concept. Halt der klassische Fall, wenn man keine CopyCat ist. Daher ist MVP der richtige Weg aus meiner Sicht. Erst testen, die Reaktionen des Marktes und Kunden messen und dann mit das Produkt erweitern. Im nächsten Blogbeitrag gehe ich näher auf das Thema MVP ein (und über Bootstrapping könnte ich auch schreiben).

Der andere Grund war Freiheit. Wir wollten selber walten, selber Verantwortung tragen und es selber finanzieren. Zu diesem Zeitpunkt sollte uns keiner reinreden, es war unser eigenes Projekt. Wir (mein Mitgründer und Ich) haben beide vorher für Startups oder ähnliche Firmen gearbeitet. Dieses Projekt war unser erstes, wo wir die Mehrheit hatten. Und diese wollten wir halten.

Erkenntnisse: Für diese Idee der richtige Weg

Wie sehe ich es nun knapp 12 Monate später? Ich denke, dass unser Weg weiterhin der richtige für unser Team war. Damals wussten wir nicht, wie groß der Markt ist, wie die Kunden reagieren würden und was das Potential ist. Jetzt – mit diesem Wissen – wäre ich vielleicht eher an Team Europe oder anderen Company Buildern ran getreten. Hätte gesagt: Hey! Großer Markt, cooles Team, klasse Idee – wollen wir zusammen was machen? Das wäre sicherlich eine Option gewesen. Jetzt ist es zu spät.

Ein Inkubator reizt mich bis heute nicht. Wir sitzen derzeit bei FoundFair im Büro und zahlen dafür. Andere Startups haben Shares abgegeben, bekommen dafür ebenso ein Büro und unregelmäßige operative und strategische Hilfe. Sicherlich gut für Teams, die kein eigenes Netzwerk haben. Wir haben jedoch ein guten Zugriff auf das Deutsche Internetnetzwerk (Investoren, Entwickler, Experten) und müssen uns dies nicht noch „einkaufen“.

Bevor ich einen Inkubator 30% abgebe, da hole ich mir lieber einen Early Stage Investor an Bord. Der gibt Geld + Netzwerk + Know-How. Denn nur mit tollen Worten, wächst meine Firma auch nicht.

Selber machen (aka bootstrappen) ist nicht immer leicht. Geld ist schon der Engpass (denn es ist ja unser Kapital). Dadurch ist man kreativer, doch limitiert uns auch. Wir können uns halt keinen 15.000 € CTO leisten. Wir müssen es halt selber programmieren und es kostet uns dann 3 Monate länger. Nicht schlimm, denn es gibt kaum Konkurrenz und zeitliche Geschwindigkeit sorgt nicht automatisch für einen Erfolg.

Daher ist mein Fazit im Moment: Für diese Idee, ist bootstrappen genau richtig. Es gibt einem Zeit das Produkt in Ruhe zu entwickeln. Wenn es jedoch ein Produkt gibt, was schnell skaliert werden muss (wegen strategischer Opportunität oder starker Konkurrenz), dann empfehle ich immer die Jungs von Team Europe (oder andere Internetunternehmer). Manchmal macht es schon Sinn bis zu 49% an der eigenen Firma abzugeben, dafür aber deutlich mehr Ressourcen (Geld + Leute) zur Verfügung zu haben. Wie der BWLer immer sagt: Es kommt drauf an.

Interessant?