in Gründer ABC, StartUp, Unternehmenaufbau

Der Anfang. Loslegen. Erschaffen. – Unsere ersten 6 Wochen

So, eigentlich müsstest du zu diesem Zeitpunkt mit allen startklar sein. Du hast dein Team. Deine Idee. Das Konzept. Die GmbH. Und nun fängt die Arbeit an. Formal ist gegründet, jetzt muss der Rest folgen. Der heutige Beitrag geht also darum, was wir konkret in den ersten 6 Wochen gemacht haben.

Du solltest jeden deiner Wettbewerber kennen

Zuerst habe ich den Markt genauer analysiert. Wer sind eigentlich die Marktteilnehmer? Dafür bin ich die ersten 200 Firmen durchgegangen, die alle unter bestimmten Keywords zu finden waren. Was genau machen sie. Wie wird Geld verdient in diesem Markt. Gibt es erfolgreiche Beispiele? Was wurde falsch gemacht? Wer sind die Gründer dahinter? Woher kommt der Traffik? Wie wurde die Plattform programmiert? Wie ist das Pricing, die Traction, das Design/Frontend? Und Marketing? Auch notierte ich mir, wie die rechtlichen Strukturen sind, die Finanzierung und das Geschäftsmodell.

Überlege dir, wie du günstig an Kunden kommst

Dann überlegten wir uns, wie die Dynamik der Plattform sein soll. Die Idee war eigentlich einfach: Eine Seite wo Frauen Brautkleider finden. Doch wie sollen die Frauen uns nur finden? Da wir für Werbung kein Geld ausgeben wollten, musste also was günstiges her. SEO. Also fingen wir an Google Daten zu analysieren. 5 Millionen Suchanfragen auszuwerten, Keywords zu sortieren und Cluster bilden. Dabei fiel uns auf, dass z. B. doppelt so oft nach Brautkleid gesucht wird wie nach Hochzeitskleid. Es ist schon erstaunlich wie viel Einfluss Google später auf uns hatte – mehr dazu später.

Vorher kalkulieren, wie viel Geld für einen Proof-of-Concept nötig ist

Und natürlich habe ich vorher die Kosten kalkuliert. Wir wollten nicht ins Blaue gründen, sondern uns ein erstes Limit setzten. 600 € für die Gründung, 700 € für das Design, 400 € für einen HTMLer, 1.500 € für das erste Marketing, 800 € sonstige Kosten. Also gut 4.000 € für einen ersten Proof-of-Concept (mehr dazu im nächsten Beitrag).

Hat das geklappt? Vorab kann ich sagen, dass wir lange unter den 4.000 € lagen. Für 4 Monate Arbeit gaben wir weniger als 2.500 € aus. Jedoch habe ich keinen Designer für 700 € gefunden.

Der Name sollte gut klingen, euch bei Google helfen und einfach zu merken sein

Nun brauchten wir einen Namen für unsere Webseite. Es sollte etwas mit Brautkleid + ein Attribut sein. Brautkleid, weil dies wohl der Money-Term bei Google ist und es inhaltlich auch ganz gut passt. Ich war noch nie ein Freund von künstliche Fantasienamen. Ich stehe auf gute deutsch-klingenden Worte, die jeder buchstabieren kann und mir gleichzeitig auch etwas SEO einbringen. Jedenfalls hatten wir best, perfekt, edel, designer, einfach und zahlreiche weitere Worte. Diese kombinierten wir mit Brautkleid, fragten Leute und prüften die Domains. Am Ende wurde es Wunsch-Brautkleid. Wir mochten es. Traum-Brautkleid wäre auch gegangen, doch ist der Wunsch realer. Greifbarer. Bodenständig. Also habe ich die Domains gekauft.

Das eigene Geschäftsmodell anfangen zu verstehen

Ein Marktplatz. Das sollte es werden. Frauen stellen Brautkleider online. Frauen finden Brautkleider. Und ich hatte keine Ahnung davon. Weder von Brautkleidern, noch von Marktplätzen. Also, an die Arbeit: googeln. Dawanda, etsy und ebay verstehen. Jeden Artikel zum Thema lesen. Hersteller von Brautkleidern suchen. Die Kollektionen lernen.

Und dann überlegen, was man eigentlich für Mockups braucht. Welche Art von Struktur, welches Grid, wie soll das Design aussehen, was für ein technisches Front- und Backend brauchen wir? Daraufhin haben wir Features gesammelt. Alles schön notiert, was wir später bauen wollen. Tja, 90% davon haben wir bis heute nicht umgesetzt.

Setze dir einfach Meilensteine für die ersten Wochen

Parallel dazu setzten wir uns erste Meilensteine: Vertrag aufsetzten, zum Notar gehen. Gründen. Bankkonto. Rechtliche Anmeldung. Mockups erstellen. Name finden. Domains kaufen. AGBs schreiben. Content erstellen. Blog aufsetzten. Social Strategie festlegen.

Da dieser Artikel bereits lang genug ist, gehe ich das nächste Mal konkreter auf Mockups, Design, Blog und erste technische Schritte ein. Vorab kann ich sagen, dass diese Meilensteine ganz hilfreich waren. Klar, keine riesen Ziele, sondern kleine realistische Schritte. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ein Lean Startup sind. Es war immer unser Ziel mit den geringsten Mitteln soweit wie möglich zu kommen. Erst zeigen was möglich ist und dann Geld in die Firma stecken.

Vergiss die Mathematik

Natürlich habe ich auch gerechnet. Wie weit würden wir kommen mit dem einfachsten Produkt. Ich finde es richtig lustig meine erste Excel-Rechnung mit dem Status Quo zu vergleichen.

Der Plan war, dass wir nach 9 Monaten rund 60 Kleider auf der Plattform haben mit einer 25 € Einstellgebühr. Wir erhofften uns monatlich 13 (Verkaufs) Transaktionen.

Interessant ist, was wir JETZT 9 Monate später haben: Tausende Brautkleider (statt nur 60), keine Einstellgebühren, dafür aber hunderte Transaktionen. Es hat also viel besser geklappt als geplant. Und doch ist es nicht gekommen wie erwartet.

Zusammenfassende Erkenntnisse der ersten 6 Wochen

1. Plane grob eine Schritte: Gründung, Design, Name, etc.

2. Rechnen ist überflüssig. Wird es nichts. Doch es hilft beim nachdenken.

3. Schau dir deine Wettberber sehr genau an.

4. Denke dir einen guten Namen aus.

5. Lege dir eine Grenze fest, mit wie viel Kapital du einen Proof-of-Concept erreichen willst.

Mein Fazit der ersten 6 Wochen: Wir haben uns teilweise sehr früh schon Gedanken gemacht über Dinge, die erst viel später wichtig wurden. Gleichzeitig haben wir vieles anfangs nicht beachten. Überhaupt haben wir wenig am Konzept gearbeitet. Stattdessen haben wir einfach angefangen. Es gab wenig Papier, sondern recht früh die erste Zeilen Code. Später, als wir größer wurden fiel es uns auf. Wir kamen in Situationen, die wir vorher nicht geplant hatten. Würde ich es also erneut machen, würde ich mir gewisse Dinge vorher überlegen: Marketing, PR, Finanzierung, HR. Auch die ganzen Seitenstrukturen von Anfang an anders aufsetzten. Doch damals wussten wir nicht, was wir brauchten. Geschadet hat es und auch nicht.

Wir waren deine Erfahrungen der ersten 6 Wochen?

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