in Gründer ABC

Lass dich fallen – von der Idee zur Realität

Vor gut zweieinhalb Jahren habe ich mein erstes Startup gegründet. Seitdem ist gefühlt unendlich viel Zeit vergangen. Ich möchte allen angehenden Gründern etwas von meinen Erfahrungen mitgeben. Mir hat es immer geholfen von anderen zu lernen.

Und wenn du bereits aktiver Gründer/Unternehmer bist, dann erkennst du dich vielleicht wieder.

Am Ende des Artikels gibt es noch ein paar Beispiele aus der Praxis.

Lass dich fallen

Der erste Schritt ist der wichtigste und schwierigste. Ich meine dem Schritt in deinem Kopf „jetzt mache ich es“. Alles fängt mit einer Idee an, doch muss die Umsetzung der Worte in Taten folgen. Dies ist es worum es überhaupt geht. Dinge zu bewegen statt den Stillstand zu akzeptieren.

Für jeden ist der erste Schritt anders. Bei mir war es soweit, als ich beim Notar saß. Für mich war es der Wendepunkt, ab dem es hieß: Jetzt guckst du nur noch nach vorne. Es gibt kein Zurück in dein altes, bequemes Leben.

Ab diesem Zeitpunkt geht es nur noch darum, dass deine Idee real wird. Du fängst einfach an die kleinen Schritte zu gehen: Idee, Konzept, Team, deine ersten 6 Wochen zum Livegang.

Gehe den ersten Schritt zur Erfüllung deines Traums. Denke darüber nach, was dich davon abhält genau jetzt deine Idee umzusetzen. Die meisten sagen, es fehlt ihnen an Geld. Doch in Wahrheit ist es fehlender Mut. Es ist die Angst zu Versagen. Angst es nicht zu schaffen.

Deswegen sage ich dir, lass dich fallen. Akzeptiere den Schritt ins Ungewisse. Du wirst es nicht bereuen. Habe Vertrauen in deine Fähigkeiten. Glaube daran, dass du es schaffen wirst. Unternehmer zu sein bedeutet auch eine gesunde Portion naiver Selbstüberschätzung zu haben. Und höre nicht auf die Nein & Aber-Sager. In der Tiefe ihres Herzens beneiden Sie dich, weil du dein Schicksal selber in die Hand nimmst und dich nicht weiter treiben lässt.

Habe eine Vision

Anfangs ist es nur eine Idee. Doch diese Idee sollte Bestandteil von etwas ganz großem sein. Stell dir vor, wo du mit deinem Unternehmen in 15 Jahren sein willst. Wie würde die Welt aussehen, wenn alles kommen wird, wie du es planst? Wie wird dein Leben sein, das deiner Familie und deiner späteren Mitarbeiter? Setze dir ein hohes Ziel. Etwas was dich Jahre lang antreibt, motiviert und durch die vielen dunklen Stunden bringen wird.

Leite daraus Ziele ab

Nun setze dir bitte realistische Meilensteine. Bis wann möchtest du einen Prototypen haben? Wann soll es den ersten zahlenden Kunden geben? Bis wann hast du deinen CoFounder gefunden oder geht du auch alleine zum Notar? Erstelle dir eine unendliche lange Liste an Dingen, die gemacht werden müssen. Priorisiere diese Aufgaben immer nach dem Aspekt: Was hält dich gerade davon ab, den nächsten Punkt von der Liste abzuhaken?

Sei flexibel und löse Probleme

Nichts kommt wie geplant. Alles kommt anders. Doch du wirst immer einen Weg finden.

Ich habe in den letzten Jahren erst ein einziges Mal keine Antwort auf ein Problem gefunden. Nur einmal. 99 % aller Probleme lassen sich lösen: mit Zeit, mit Geld, Technik, Leute oder Fleiß. Du kommst nicht weiter? Rede mit Leuten. Erkläre ihnen dein Problem. Du wirst erstaunt sein, wie hilfreich das sein kann.

Habe keine Angst vor Probleme, die für dich noch keine Probleme  sind. Z. B. „Woher bekomme ich das Geld?“. Löse die Probleme erst, wenn sie real geworden sind.

Lerne und passe dich an

Jeden Tag lernst du. Jeden Tag verstehst du deine Kunden, Lieferanten und Geldgeber besser. Du wirst sehen, dass deine ursprüngliche Idee nicht so funktioniert, wie du dachtest. Doch dafür wird etwas anderes klappen.

Alles dauert länger als geplant. Alles ist teurer als geplant und auch komplizierter. Kunden hören nicht auf dich. Sie begreifen nicht, wieso sie für deine so visionäre Idee Geld zahlen sollen.

Egal. Keep trying. Weitermachen! Mit Leuten reden. Und dann passt du halt dein Konzept an. Lerne die Regeln des Marktes kennen.

Jeder Markt hat Regeln. Und du musst erst mal groß werden, bevor du deine eigenen Regeln aufstellen kannst.

Folge deinem Traum

Und nun mein letzter Ratschlag für heute: Gib niemals deinen Traum auf, deinen Schatz zu finden. Wenn du etwas wirklich willst und die Zeichen deuten kannst, dann findest du immer einen Weg deinen Traum zu erfüllen.

Aus der Praxis

Unsere Idee war es: Frauen zu helfen, einfacher und günstiger an Brautkleider zu kommen. Wir wussten, dass der Kauf eines Hochzeitskleides ein langer und teurer Prozess ist. Mit dem Internet wollten wir das vereinfachen.

Daraus setzten wir uns Ziele: Es sollte eine Webseite sein mit großer Auswahl an Preisen und Marken. Als Vergleich diente ein normales Geschäft, welches im Schnitt 6 Hersteller führt und ca. 30 verschiedene Kleider (mit 6 Größen). Ein Brautkleid im Geschäft kostet gut 1.200 € aufwärts.

Nun zwei Jahre später gleiche ich unsere damalige Version mit der Realität ab.

Wir haben über 4.500 Kleider auf unserer Plattform. Der Durchschnittspreis ist 600 € und wir haben gebrauchte Kleider ab 200 € und Maßanfertigungen bis 5.000 €. Dazu bieten wir eine Auswahl von 120 Designer aus aller Welt. Mit etwas Stolz stelle ich fest, dass wir mehr Auswahl zu besseren Preisen haben, als jedes andere Geschäft für Brautmoden in Deutschland. Aus diesem Grund kommen auch Millionen Frauen auf unsere Seite und schauen, suchen, lassen sich inspirieren und kaufen. 

War dieser Weg einfach? Nein. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir ein wirklich gutes Produkt hatten. Und bis wir Mittel und Wege gefunden hatten, so eine große Auswahl zusammen zu tragen. Wir haben z.B. ein eigenes Onlinemagazine entwickelt, welches hunderttausende Leser hat. Etwas was ich nie geplant hatte und doch entstanden ist. Wir haben ein Backend entwickelt, mit dem lokale Händler alles abwickeln können. Auch dies hatte ich nicht erwartet. Ebenso dachte ich, dass alles günstiger kommt, doch ich brauchte eine Angelrunde und Crowdfunding.

Ebenso waren mir die persönlichen Opfer nicht bewusst. Hätte mir Jemand vorher gesagt, ich würde mal 4 Mitarbeiter in meinen Wohnzimmer sitzen haben, die täglich dutzende Brautkleider verpacken, ich hätte gelacht. Oder dass ich mal auf der Coach schlafe für Monate, weil in meinem Schlafzimmer hunderte Brautkleider gelagert werden. Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Und doch ist es ein Teil vom Wege gewesen. Der Weg zum eigenen Traum. 

Interessant?