Lange hat mich eine Unzufriedenheit geplagt. 15 Jahre lang war ich konstant gestresst, gehetzt und getrieben. Dabei vernachlässigte ich zugleich meine Beziehungen, meine Gesundheit und mich selbst.
Trotz meiner zahlreichen Privilegien – weiß, männlich, Europäer, gebildet, familiäre Stabilität, Wohlstand – war ich unzufrieden mit meinem Leben und mir selbst.
Dieser Blog ist seit 2011 mein öffentliches Tagebuch. Bootstrapping.me dient mir der Reflexion und Erinnerung; gleichzeitig kann ich meine Einsichten und Erfahrungen mit Dir teilen.
Ich bin in meinen 30ern. Ich habe vieles erreicht und hatte Erfolge, auf die ich stolz sein kann. Bisher war es ein erfüllendes Leben, aber wie möchte ich meine restliche Lebenszeit verbringen?
Mir persönlich ist es wichtig, dass ich ausgeglichen, zufrieden und glücklich bin. Ich achte auf meine finanzielle Stabilität und auf mich selbst.
Im Folgenden möchte ich 5 meiner Erkenntnisse öffentlich mit Dir teilen.
1 – LEBE UNTER DEINEN VERHÄLTNISSEN
Gib weniger aus, als Du hast. Spare immer mindestens 10 % Deines Einkommens und lege es an.
Vermeide Konsumschulden. Bleibe lieber länger im kleineren Teich und lass Dich nicht von Neid treiben.
In unserem Zeitgeist wird es „Frugal“ oder „FIRE“ genannt: Das Konzept, dass Du den geringsten Teil Deiner Lebenszeit dem Verdienen von Geld zur Bewahrung Deiner derzeitigen Lebenssituation widmest.
In den letzten Jahren habe ich viele Lebenskonzepte kennengelernt.
Ein guter Freund ist ein Uber-Fahrer in LA und verdient 5.000 $ die Woche. Er arbeitet 16 Stunden am Tag, wohnt in einer WG und isst Thunfisch aus Dosen. Seinen Überschuss legt er in historischen Orden, Aktien und Krypto an. Den restlichen Teil des Jahres lebt er als Prinz in Miami.
Ein anderer Bekannter sagte vor einiger Zeit zu mir: „Fabian, ich habe im Investmentbanking die letzten 20 Jahre genug Geld gespart, sodass ich jetzt endlich machen kann, was ich will.“
Ein weiterer Studienkollege arbeitet in einem ausbalancierten Job in der Schweiz. Nach und nach kauft er Mietobjekte in Deutschland mit dem Ziel, irgendwann wieder mit seiner Familie im Norden der Republik zu wohnen.
Daher komme ich direkt zu meinem nächsten Punkt:
2 – LASS GELD FÜR DICH ARBEITEN
Baue ein Vermögen auf. Geldvermehrung sollte man nie ignorieren, sondern bewusst angehen.
Risikolos anlegen und gute Zinsen erhalten – diese Zeiten sind vorbei. Die Notenbanken fluten die Märkte und wir sind in der Mutter aller Wirtschaftsblasen. Wer aus Geld Kapital machen möchte, muss sich damit beschäftigen.
Ich investiere aktiv in Krypto und Aktien. Ich halte Immobilien, diverse Rohstoffe und Firmenanteile. Dank 15 Jahren harter Arbeit kann ich mich heute finanziell sicher und stabil fühlen. Das gibt mir Freiraum zum Atmen und ich habe den Kopf frei von Sorgen.
Mit 1.000 € habe ich 2016 angefangen, in Krypto zu investieren. Mein erstes (virtuelles) Aktienportfolio hatte ich mit 14. Meine erste Beteiligung, in die ich investierte, war 2011 Delivery Hero – die Firma ist heute im DAX. Nicht jeder muss Millionär sein. Weniger reicht oftmals auch. Doch beschäftige Dich bitte damit.
Freunde von uns haben vor 5 Jahren eine Doppelhaushälfte in Berlin Zehlendorf gekauft. Sie leben bescheiden und tilgen so viel wie geht. In einigen Jahren ist das Haus abbezahlt.
Ebenso hat sich ein Kollege eine Wohnung in Steglitz gekauft. Er ist Mitte 20, schiebt seit Jahren jede Extraschicht am Band und lebte so lange es ging bei seinen Eltern.
3 – LERNE DICH SELBST KENNEN
Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 hat mein Leben extrem entschleunigt. Ich habe bewusst viel Zeit der Reise ins Innere gewidmet und mich dabei besser kennengelernt.
Statt der Jagd nach Anerkennung, Flucht in die Arbeit und der Suche nach Grenzerfahrungen widme ich mich meiner Lebendigkeit, Authentizität und eigenen Veränderungen.
Sich selber kennenzulernen, ist eine ewige Reise durchs Leben, welche erst mit dem Tod endet.
Statt Gier und Hunger möchte ich Glück und Ausgeglichenheit fühlen.
Vor einigen Wochen war ich für 8 Tage in einem klosterähnlichen Seminar. Isoliert von der Außenwelt, bin ich „den Prozess“ durchlaufen. Ich habe mich meinen Ängsten gestellt, meine Scham ausgesprochen, gefühlt, gelacht und geweint inmitten von Geborgenheit und Vertrauen. Beizeiten werde ich hier über meine Erfahrungen noch ausführlicher schreiben.
Jedenfalls habe ich seitdem eine Anzahl von Werkzeugen. Diese helfen mir, den Code meines menschlichen Betriebssystems besser zu lesen, Skripte zu analysieren und diese langsam neu zu schreiben.
Wir sind das Ergebnis unserer Gene, Erziehung und Umwelt, doch der Hebel zum Glück liegt in unseren eigenen Händen. Du bist verantwortlich für Dich selber und was Du aus Deinem Leben machst.
Kennst Du Dich selbst?
Wie fühlt sich der innerste Kern Deines Selbst an?
Was fühlst Du bei den Worten „Selbsterkenntnis“ und „Selbstwertgefühl“?
4 – ACHTE AUF DEINE BEZIEHUNGEN
Beziehungen zu anderen Menschen können wunderschön oder toxisch sein. In einer guten Beziehung verlierst Du keine Energie und kannst Du selbst sein.
Manche von uns neigen dazu, Rollen zu leben. Wir sind „nach außen“ dann nur ein Teil von uns. Wir zeigen eine bestimmte Seite oder tragen Masken im Alltag.
Dabei unterdrücken wir viele Gefühle. Das ist verständlich. Keiner fühlt gerne Angst, Scham und Unsicherheit. Doch jene Gefühle, die uns authentisch machen, sperren wir dabei oftmals weg.
Dein Geist hat über die Jahre viele Verhaltensmuster entwickelt, welche Dir helfen, keine Angst, Scham oder Wut zu fühlen. Deswegen sind wir alle manchmal arrogant, abwertend, konfliktscheu, süchtig, stur, jähzornig, strafend, überheblich oder manipulierend.
Doch oftmals wollten Menschen uns gar nicht verletzen und es gab keinen Grund, dass wir uns derartig hätten wehren müssen. In einer guten Beziehung kannst Du Dich geborgen fühlen und Dich der Beziehung hingeben.
Mir fällt es schwer, Beziehungen einzugehen. Ich habe jahrelang Teile meiner Persönlichkeit nicht gezeigt und mir selbst gegenüber geleugnet. Sicherlich hast auch Du Beziehungen, die nicht wirklich rund sind, z. B. zu Deinem Vater, Deiner Mutter, Deinen Geschwistern, eigenen Kindern, Freunden und Wegbegleitern.
Wie viele Menschen gibt es in Deinem Leben, bei denen Du wirklich Du selbst sein kannst?
5 – LEBE DEIN LEBEN
Wir haben eine Lebenserwartung von 5.000 Wochen (Wait but Why – Life Calendar). Daher zählt jeder Tag. Wenn ich abends ins Bett gehe und einschlafe, ist mir wichtig, dass ich ein erfülltes Leben hatte, sollte ich am nächsten Tag nicht mehr aufwachen.
Jedes Mal, wenn meine Ehefrau unsere Wohnung verlässt, verabschiede ich mich von ihr, als würde ich sie nie wiedersehen. Unser Leben ist endlich. Hast Du keine Angst vor dem Tod?
Doch statt ewig hungrig und gierig zu sein, bin ich achtsam und aufmerksam geworden.
Ich habe entdeckt, dass ich mich über sehr kleine Dinge im Leben freuen kann. Ich liebe es, durch meinen Wald zu laufen und mir Knospen und Blätter anzusehen, wie sie im Frühling durch das Wunder der Natur erwachen. Ich liebe es, meinem Hund beim Spielen zuzusehen, während ich auf der Veranda sitze und nachdenke.
Ich lerne derzeit, achtsamer mit meiner Energie umzugehen. Ich kann auf der Bühne stehen und für Stunden eine Show liefern. Doch ebenso gerne ziehe ich mich zurück und reduziere alle externen Einflüsse.
Ich brauche mehr Mut zur Entspannung, denn als Macher bin ich ständig auf Achse. Mir mangelt es nie an Ideen und Umsetzungswillen. Daher übe ich mich im Zuhören und Ruhen.
Übrigens gehört dazu auch, dass man seine eigenen Bedürfnisse kennt. Zum Beispiel ist es mir wichtig, dass ich meinem ‚Inneren Kind‘ regelmäßig Zeit gebe zu spielen und Lebensfreude zu empfinden. Ebenso ist es mir wichtig, gesund zu sein und ausgewogen zu essen.
Natürlich liebe ich den intellektuellen Austausch und unternehmerische Herausforderungen. Doch gleichzeitig genieße ich die Geborgenheit und Verbundenheit mit meiner Familie und meinen Freunden.
Da ich zu Extremen neige, wird meine Aufgabe in den nächsten Jahren sein, eine Balance zu finden.
8 – SINN DES LEBENS?
Zu guter Letzt noch die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Was ist der Sinn Deines Lebens?
Meine bisherige Erkenntnis ist, dass wir den Sinn unseres Lebens selber bestimmen. Für einige mag es Luxus und Überfluss sein, für andere sind es Kinder, Familie, Anerkennung, die Berufung oder Verbundenheit mit dem Universum.
Bleib gesund und mental wach.
Bis dahin!
Fabian
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