in Buch, Künstliche Intelligenz

Die Künstliche Intelligenz Industrie und globale Herausforderungen – Kapitel 2

Wer die stärksten Künstlichen Intelligenz beherrscht, kontrolliert die Welt.

Künstliche Intelligenz ist die wichtigste Technologie des 21. Jahrhunderts. Deswegen ist es wichtig, die globalen Ambitionen und Bewegungen zu verstehen.

In diesem Kapitel beleuchte ich die globale Künstliche Intelligenz Industrie unter den Aspekten der Politik, Daten, Wirtschaft, Startups, Finanzierung, Forschung und Infrastruktur.

Dabei gehe ich nur kurz auf die aktuellen Supermächte China und USA ein, da ich ihnen jeweils ein gesondertes Kapital widmen werde.

Die Fragen die wir uns am Ende stellen müssen, wie die Menschheit mit den globalen Herausforderungen umgehen wird.

Künstliche Intelligenz braucht mehr Aufmerksamkeit der Politik

Bisher konnte die erste Welle der Digitalisierung sich entwickeln ohne große Einflussnahme von Regierungen. Zwar gibt es heutzutage Überlegungen das Monopol von Google zu zerschlagen (USA und Europa), es gibt Geldstrafen in Europa gegenüber Google & Facebook – doch hier läuft die Politik dem Markt um gut ein Jahrzehnt hinterher.

Wenn es um KI geht, beobachte ich erstmals in der jüngeren Zeitgeschichte eine Vielzahl von Initiativen, Strategien und Vorgehen von dutzenden Regierungen in der Welt – mit sehr unterschiedlichen Ziele und Vorgehen.

Künstliche Intelligenz ist und bleibt ein Thema, um welches sich Politiker und Verwaltungen aller Nationen kümmern müssen.

KIs sind relevant für den Klimaschutz und die Wirtschaftspolitik.

KIs nehmen Einfluss auf die Steuerung der heimischen Industrie, die Sicherheit und Privatsphäre von Bürgern.

Eine langfristige Strategie für den Aufbau und Entwicklung eigener KIs ist entscheidend. Jedoch ist dies auch teuer. Gerade Europa hat Probleme damit, sich für langfristige und invenstitionsintensive Strategie zu widmen.

China hat eine klare Vision, wie das Land der Mitte Künstliche Intelligenz beherrschen möchte. Aus chinesischer Sicht sind Künstliche Intelligenzen ein wichtiges Werkzeug für eine starke Außenpolitik, militärische Dominanz, wirtschaftlicher Erfolg und Kontrolle der eigenen Bevölkerung.

Die USA profitieren von einem starken Forschungscluster und den Superkonzernen von Google, Microsoft, Facebook, Amazon – welche jeweils das KI Thema federführend beherrschen.

Zwar hat die USA unter Präsident Trump noch keine rote Linie gefunden, doch seit Jahrzenten fördert der Staat durch seine unzähligen Geheimdienste und Ministerien die Forschung und Implementierung von KIs.

Kanada und Israel sind ebenso wichtige und doch kleine Akteure im globalen Wettbewerb der KI Herrschaft geworden.

Israel, schon immer sehr technologiestark, hat mehr KI Firmen als Deutschland und Frankreich zusammen (siehe auch unsere Studien Global Artificial Intelligence Landscape). In Israel gibt es ein enges Netzwerk aus Universitäten, Zugang zum Asiatischen und Amerikanischen Kapitalmarkt, Enge Zusammenarbeit mit dem Militär und der Regierung. Die israelische Firma Mobileye wurde für 15 Milliarden Dollar von Intel gekauft und ist nur ein Beispiel eines florierenden KI Ökosystems.

Kanada profitiert stark vom der Renaissance von Deep Learning der letzten 7 Jahre. Geoffrey Hinton, Yann LeCun und Yoshua Bengio sind 3 der stärksten Forscher dieser Technologie. Alle drei haben zu unterschiedlichen Zeiten im Canadian Institute for Advanced Research geforscht. Gemeinsam haben sie den letzten „KI-Winter“ überlebt und prägen daher den Markt seither.

Dazu kommt, dass Kanada eine klare KI Strategie hat, in der Forschung, Investitionen und Implementierung seit Jahren gefördert wird.

Ebenso sind nennenswert Japan, Korea und Indien, welche gute Vorrausetzungen haben eine Relevanz in der KI Industrie der kommenden Jahre zu spielen.

Ein Lesehinweis ist der Bericht nationaler Strategien von Künstlicher Intelligenz der Konrad Adenauer Stiftung (Teil 1 und Teil 2).

Wirtschaftliche Macht durch Künstliche Intelligenzen

Während die Politik die Rahmenbedingen stellt für Forschung, Finanzierung, Bildung, Daten, Förderung und Regulierung; müssen KIs mittelfristig immer von Firmen entwickelt und auf den Markt gebracht werden.

Zuerst haben wir die nationalen Interessen.

Darunter agieren, oftmals mit einer eigenen Agenda und Unabhängig globale Konzerne, mit eigener KI Forschung und KI Produkten.

Aus meiner Sicht sind global führend die Konzerne Google (Alphabet), Amazon und Microsoft. Ebenso sind die chinesischen Internetgiganten Baidu, Alibaba und Tencent relevante Akteure.

Quelle

Es gibt 2 Arten von Firmen: Jene die KI als Kernprodukt entwickeln und verkaufen. Und jene die KI nutzen zur Ergänzung ihrer Wertschöpfungskette.

So oder so, jede heute aktive Firma muss sich mit Künstlicher Intelligenz auseinander setzen. Zum einem kann KI bestehende Geschäftsmodelle ersetzen, zum anderem werden KIs sich in unzählige firmeneigene Prozesse integrieren lassen: Buchhaltung, Controlling, Produktion, Marketing, Vertrieb, Administration, Personalführung und Recruting.

Dies ist übrigens der primäre Treiber der angewandten Künstlichen Intelligenzen: Kosten reduzieren und Gewinne maximieren.

Und natürlich geht es auch im Kontrolle. Jede eingesetzte KI übernimmt Tätigkeiten, die vorher Menschen verrichten mussten. Oftmals ist die KI nach einer Weile des Trainings dann schneller, effizienter und günstiger als der Mensch vorher.

Menschen werden krank, brauchen Urlaub, Essen und Schlaf. Sie müssen unterhalten werden, kündigen oder gehen in Rente. KIs arbeiten 24/7 und fordern nie mehr Lohn.

Je mehr Firmen also KIs einsetzen, desto unabhängig werden sie von menschlicher Arbeit.

Daten sind ein Wettbewerbsvorteil

Das Fundament jeder Künstliche Intelligenz sind Daten. Wir brauchen daher Daten an mehrere Punkten.

Zuerst braucht es Daten zur Erforschung und Ausbildung der engen Künstlichen Intelligenzen. Je digitaler das eigene Geschäftsmodell ist, desto mehr Daten sind vorhanden.

Daher sind gerade die Marketingkonzerne (Google, Facebook), Softwarefirmen (Salesforce, Microsoft) und eCommerce Händler (Zalando, Amazon) schon seit Jahren stark im Bereich KI involviert.

Auch einige Banken haben den Trend früh erkannt. Daher haben Goldman Sachs und JP Morgen sich bereits trausende Mitarbeiter mit Fokus auf Machine Learning und Data Science in die Firma geholt.

Wer also eigene Daten hat, der hat einen enormen Wettbewerbsvorteil.

Wer keine Daten hat, der muss diese sammeln, speichern und auswerten.

Hier greifen jedoch die unterschiedlichen nationalen Datenschutzgesetze ein und Europa hat das Nachsehen.

GDPR/DSVGO mögen zwar die gute Intention haben, dass wir einen Europäischen Datenbinnenmarkt schaffen. Doch aktuell ist es ein enormer Standortnachteil für Europa.

Die Angst vor der Regulierung lähmt ganze Branchen. Persönliche Gespräche mit Kliniken und Ärzten zeigten auf, dass die Gesundheitsbranche keine Daten mehr teilt. Das kostet wortwörtlich Menschenleben, denn diese Hemmnis ist nachteilig für Gesundheitsforschung und Lebensverlängernde Algorithmen.

Dies ist nur ein Beispiel.

Die Unsicherheit mit dem Umgang von Daten lähmt unsere ganze Europäische Industrie. Aus Furcht vor Strafen, werden Daten erst gar nicht gesammelt. Wir erschaffen eine Kultur der Datenangst – und das in einer Zeit wo Daten eigentlich unsere Stärke sind.

Europa ist der wichtigste Datenmarkt der Welt und wir verschenken unser Potential.

China ist dagegen das extreme Gegenteil. Der Staat hilft bei einem regen Austausch und Zentralisierung von Daten (mehr dazu im Kapitel über China). Zudem hat die Bevölkerung auch weniger Bedenken im freien Umgang mit Daten.

Defakto exisiert Privatsphäre im 21. Jahrhundert nicht mehr. Jede digitale Handlung wird immer gemessen und gespeichert. Wir Europäer halten jedoch an einem alten Ideal fest.

Künstliche Intelligenz Startups sind die Giganten von übermorgen

Startups sind für jede Wirtschaft essential, denn sie übernehmen zwei wesentliche Aufgaben eines Ökosystems.

Zum einem sind Startups ein Innovationstreiber. Diese jungen Firmen sind oftmals mutiger, schneller und flexibler bei der Entwicklung neuer Produkte. Abgesichert mit dem Kapital von Venture Capital Funds und Business Angels, gehen Startups hohe Risiken ein in der Erwartung von außergewöhnlichen Erfolgen.

Zwar überleben 95 % der Startups nicht die ersten 5 Jahre, jedoch profitiert das ganze Ökosystem davon.

Konzerne können sich mittels Akquisitionen neue Produkte und Innovationen einkaufen.

Ehemaliger Mitarbeiter finden neue Anstellungen und übertragen ihr Wissen.

Investoren und Gründer lernen und nehmen ihre Erkenntnisse in neue Vorhaben mit.

Oder die junge Firma überlebt. Sie stellt Finanzierungen (von Seed bis zum Börsengang) sicher, gewinnt Talente, wächst, entwickelt Produkte für die Kunden zahlen, skaliert und wird zu einem Konzern. Facebook, Google, Apple, Amazon, Uber – alle fingen als Startup an und sind heute dominante Marktführer.

Quelle

Charles-Edouard Bouée, vormals CEO von Roland Berger, sagte auf der Rise of AI Konferenz 2018, dass die erste nächste Welle der Trillion-Dollar-Companies vorwiegend KI Firmen sein werden.

Ohne Startups wird es nicht gehen. Deswegen müssen wir diese fördern und aufbauen.

Forschung ist wichtiger denn je

Die Wiederentdeckung von Deep Learning war nur der Anfang. Das Feld hat sich weiterentwickelt mit neuen Ansätze von CNN, GAN bis zu evolutionären Algorithmen (der Vortrag von Prof Damian Borth auf der Rise of AI Konferenz 2017 ist ein guter Einstieg ins Deep Learning).

Auch die Computerlingustik um NLP und NLG hat enorme Sprünge gemacht.

Hundertausende enge Künstliche Intelligenz Anwendungen basieren heute auf den Forschungsergebnissen der letzten 30 Jahren, nachdem wir 2012 die kritische Masse an Rechenleistung und Datenverfügbarkeit erreicht hatten.

Woher kommen die Forschungsergebnisse?

Nun zum einen von Universitäten. MIT, Stanford, Carnegie Mellon, Berkley sind Leuchttürme der KI Forschung (siehe auch den AI Index aus Stanford).

Alleine das MIT investiert 1 Milliarden Dollar in die Ausbildung neuer KI-Studiengänge und Studenten bis 2020.

Zum anderem sind Firmen heute zum großen Treiber der KI Forschung geworden. Google DeepMind sollte man kennen. Microsoft hat über 8.000 KI Forscher.

Führende Köpfe forschen für Konzerne, wo es mehr Daten und finanzielle Mittel gibt: Richard Socher (Salesforce), Yann LeCun (Facebook), Andrew Ng (Baidu bis 2017) oder Demis Hassabis (Google).

Europäische Universitäten und Konzerne sind dagegen nicht führend im Bereich der KI Forschung. Natürlich haben auch wir kluge Köpfe wie Prof. Jürgen Schmidhuber, Prof. Francesca Rossi oder Prof. Hans Uszkoreit.

Dazu kommen KI Studiengänge am KIT, TU München, TU Berlin, Osnabrück (Cognitive Science), Oxford oder Cambridge.

Doch ist irgendwie alles Mittelmaß in Europa und nicht international anerkannte Spitzenforschung.

Stattdessen wird gerade in Deutschland viel angewandt geforscht beim DFKI (Deutsches Forschungsinstitut für Künstlichen Intelligenz) und dutzenden Max-Planck sowie Fraunhofer Einrichtungen. Doch auch diese Institute schaffen es nicht im globalen Wettbewerb um Talente, Daten und Kapital in der ersten Liga mitzuspielen.

Und gerade die Forschung wird entscheidend sein in den nächsten Jahrzenten, wenn es um die Frage geht, wer die ersten Allgemeinen Künstlichen Intelligenzen entwicklent wird.

Videoempfehlung der Vortrag von Prof. Hans Uszkoreit auf der Rise of AI Konferenz 2017 über Superintelligenz.

Ohne Infrastruktur gibt es keine Künstlichen Intelligenzen

Damit meine ich neben der Verfügbarkeit von Daten, die notwendige Rechen- und Leistungskapazitäten.

NVIDIA war früher bekannt für Ihre Grafikkarten unter Gamern. Heute ist NVIDIA einer der führenden Herstellern von GPUs, welche vermehrt für KI Anwendungen genutzt werden. Google, Intel und viele andere Konzerne sind sehr aktiv in der Entwicklung neuer KI-Chips in unterschiedlichsten Formen.

Gleichzeitig weiten Microsoft, AWS, Google und IBM die Cloudkapazitäten auf der ganzen Welt aus und dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

Während China stark auf 5G setzen wird, was kritisch für real-time KI Anwendungen und die vernetzte Industrie ist; wird Europa auch bei diesem Technologiethema nicht vorne mitspielen.

Künstliche Intelligenz müssen finanziert werden

Die Entwicklung von Künstliche Intelligenzen sind teuer.

Spitzenkräfte in der KI Forschung sind selten und bekommen Gehälter bis zu 300.000 € pro Jahr.

Daten müssen gesammelt, sortiert und gelabelt werden. KI Modelle zu entwickeln braucht Zeit für Experimente, Fehler und neue Methoden.

KIs brauchen Daten, müssen trainiert und ausgebildet werden.

Diese Kosten tragen Firmen, Startups, Investoren und auch der Staat.

China hat dies begriffen und investiert über 130 Milliarden Euro in den chinesischen KI Markt. Provinzen wir Bejing, Shanghai, Tianjing investiert jeweils dutzende Milliarden in die lokale Industrie.

In den USA haben Google, IBM, Microsoft, Amazon, Facebook und Apple bereits 2015 über 55 Milliarden Dollar intern investiert.

Ohne Geld gibt es keine Künstliche Intelligenzen.

Und erneut ist Europa zu geizig, um in die Zukunft zu investieren.

Nur als Vergleich der Größenordnungen: Der Deutsche Bundestag hatte 2018 ganze 500.000 € für KI Förderung eingeplant. Weitere 500 Millionen sind vorgesehen, doch die Mittel stehen noch nicht bereit.

So wird das nichts bei uns.

In der gleichen Zeit finanziert China 400 neue Lehrstühle für KI. Von den 100 neuen Professuren der deutschen KI-Strategie haben wir bis heute nichts gesehen.

Übrigens muss ich die UK lobend erwähnen, da diese gegen den Trend in Europa läuft – trotz Brexit. Auf der Insel wird vermehrt Geld für Startups und Universitäten im Bereich Künstliche Intelligenz zur Verfügung gestellt.

Wer mehr über den aktuellen Stand der KI erfahren möchte, dem empfehle ich den State of AI Report 2019 und meinen Vortrag der Rise of AI 2019 als Video.

Wo steht nun Europa im globalen KI Wettrüsten?

Wie ich bereits erwähnte, verliert Europa derzeit den Wettbewerb um die führenden KI Nationen.

Während Europa überlegt, ob es überhaupt teilnehmen möchte, sind China, die USA, Israel, UK, Kanada bereits dabei und kämpfen um Daten, Märkte und Talente.

Unsere Probleme in Europa sind hausgemacht und sind Folgen unserer Trägheit, fehlenden Vision und Geiz.

Es fehlt an Geld für die Bildung. Nicht nur unsere Schulen und Universitäten sind unterfinanziert, sondern auch der Bildungsarbeitsmarkt. Unsere Kindern lernen nicht genug über digitale Kompetenzen. Unsere Studenten belegen zur wenig KI-relevante Studienfächer. Unserer arbeitenden Bevölkerung mangelt es an Umschulungsmöglichkeiten, die auch dem Bedarf der wachsenden Digitalindustrie entsprechen.

Der Transfer von Forschungsergebnissen in die Industrie verläuft schleppend. Entweder Ergebnisse verschwinden in Schublade, oder der IP Transfer ist bürokratisch ein Horror, insbesondere für junge Firmen und Ausgründungen.

Unsere Europäischen KI Startups sind signifikant unterfinanziert. Wer derzeit Geld von Kapitalgebern braucht, muss eBikes und eScooter vermarkten – doch sollte bloß keine Technologie beinhalten. Je komplexer das Produkt, desto schwieriger ist es Kapital zu bekommen. Je einfacher das Geschäftsmodell, desto schneller sind die Konten gefüllt.

Zwar möchten viele Talente aus Asien und Amerika in Europa arbeiten, doch ist es bürokratisch kompliziert geworden. Die Ämter sind seid der Flüchtlingswelle überfordert. Begabte KI-Entwickler aus dem Iran, Russland oder China sind fast unmöglich anzustellen. Aktuell herrscht in Europa eine Kultur der Abweisung statt Offenheit.

Europe mangelt es an einer einheitlichen Strategie. Länder wie Finnland, Schweden, die Niederlande oder Frankreich haben eigene KI Strategien und Ehrgeiz. Doch gerade Deutschland blockiert ein gemeinsames europäischen Vorgehen und damit den möglichen Erfolg.

Als ich 2018 bei der Europäischen Kommission war, sagte eine bulgarische Forscherin, sie wäre froh wenn ihr Land überhaupt einen Plan hätte. Demnach sind ganze Abschnitte Europas noch schlechter dran als wir in Westeuropa.

Ich sage nicht, dass die Politik alle unsere Probleme lösen muss. Nach wie vor müssen Firmen Produkte bauen, Gründer Startups starten, VCs diese finanzieren und Forscher forschen.

Doch die Politik kann mit einer klaren Strategie helfen. Sie kann regulatorisch aufbauen, statt hemmen. Sie kann Anreize für Investitionen setzen und als Vorbild vorangehen. Und natürlich muss die Politik sich um die Bildung von Schülern, Studenten und Weiterbildung kümmern.

Auf dem Papier kann man dies alles nachlesen (KI Strategie der Bundesregierung), doch in der Praxis passiert nichts.

Europa ist gezeichnet von Machtkämpfen, Egoismus und Technologiephobie.

Die globalen Herausforderungen für die Menschheit

Nun ist Europa nur ein Teil der Welt und muss sich einer globalen Machtordnung anpassen.

Daher gibt es auch hier eine Vielzahl von Herausforderungen für die wachsende Künstliche Intelligenz Industrie.

Wir haben da das Thema Datenschutz. Welcher Standard wird sich durchsetzen?  Europa hat aktuell klare Vorgaben gemacht, die jedoch dafür sorgen, dass Firmen ihre KIs außerhalb der EU entwickelt werden.

Werden wir daher uns vom Datenschutz komplett verabschieden und chinesische Datenfreizügigkeit haben? Oder setzt sich das Europäische System mittelfristig durch?

Künstliche Intelligenzen brauchen eine Aufsicht

Dann müssen sich alle Regierungen Gedanken über die Regulierung und Aufsicht von Künstlichen Intelligenzen machen. KIs gewinnen immer mehr an Einfluss auf die Medien, Industrie, Bildung, Sicherheit, das Militär und den Finanzmarkt. Es braucht daher Regelungen, wie Künstliche Intelligenzen (und die Firmen) kontrolliert werden.

Ein Beispiel: Die chinesische Firma Squirrel AI hilft Millionen von Schülern, dass diese individuelle Lerninhalte bekommen, passend zum eigenen Lerntempo und Fähigkeiten. Doch wer in Europa würde diese KI inhaltlich sowie fachlich kontrollieren und beaufsichtigen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass tausende lokaler Bildungsministerien aktuell dazu in der Lage sind.

Behörden müssen daher das notwendige Fachpersonal einstellen, Konzepte entwickeln und diese praxisnah umsetzen. Das braucht Zeit und sollte daher früher als später passieren.

Es braucht ein Künstliche Intelligenz Ethik Framework

Künstliche Intelligenzen treffen sekündlich Entscheidungen und fast jede Entscheidung hat eine ethische Komponente. KI-Ethik sowie KI-Moral sind nicht trennbar von der Forschung und Anwendungen von Künstlichen Intelligenzen.

Künstliche Intelligenzen können Vorurteile, Rassismus, Korruption und Sexismus verhindern – oder verstärken.

Daher braucht es dringend ein KI-Ethik Framework. Auf der oberen Ebene muss sich jeder Kulturraum (oftmals organisiert in Staaten) damit auseinander setzen. Was für KIs wollen wir haben? Welche Werte sollen diese vertreten?

Dieser gesellschaftliche Diskus muss aktiv angefangen und geführt werden. Aktuell werden KIs ohne kontrollierte Moral entwickelt. Es ist im Ermessen der Entwickler, wie die Maschinen später agieren. Doch diese Hoheit über Richtig oder Falsch sollte die Gesellschaft selber tragen.

Daher muss jede Nation, Staatensystem oder Volksgruppen anfangen, ihre eigenen KI Ethik Frameworks zu diskutieren.

Das gilt genauso für Firmen. Jede Firma braucht einen KI-Ethiker, wie es auch Datenschutz- und Gleichstellungsbeauftrage gibt. Der KI-Ethiker sorgt dafür, dass die Daten unbiased sind und die KIs niemanden diskriminieren.

Dazu braucht es auch in Firmen KI-Ethik Frameworks, die auf gesellschaftlichen Werten basieren und die Firmenkultur auch im Code widerspiegelt.

Der Aufstieg der starken Künstlichen Intelligenzen

Ebenso müssen wir uns mit dem Thema der wachsenden Intelligenz und Einfluss von Künstlichen Intelligenzen auseinander setzen.

OpenAI hat von Microsoft vor kurzem eine weitere Milliarden Dollar für die Erforschung einer Allgemeinen Künstliche Intelligenz (AGI) erhalten, zusätzlich zu der Milliarden Dollar von Elon Musk.

Es gibt einen Grund, wieso Musk, Zuckerberg, Hawking und Gates vor Künstlichen Intelligenzen warnen. Siri mag heute noch dumm sein, könnte aber in 10 Jahren deine Intelligenz um weites übertreffen.

Künstliche Intelligenzen werden jeden Tag intelligenter, wissender, fähiger und schneller. Entgegen unserer biologischen Natur, sind den KIs keine Grenzen gesetzt.

Daher müssen wir auch heute über AGI, Strong AI, Super AI nachdenken. Ebenso sind Themen wir Neuronale Interfaces und das Human Operating System zu diskutieren.

Videoempfehlung Dr. Linde über  starke Künstliche Intelligenzen auf der Rise of AI 2019.

Die Maschinen sind energiehungrig

Eine weitere globale Herausforderung ist der Energiebedarf der Maschinen. Während unser Gehirn soviel Strom wie eine Glühbirne braucht, sind die KI Anwendungen extrem energieintensiv.

Wenn wir also den technologischen Fortschritt aufrecht erhalten möchten, müssen wir unser Energieproblem lösen. Ansonsten werden nicht alle Menschen ein langes und gesundes Leben führen können.

Wir brauchen daher Energiequellen die nachhaltig und skalierbar sind.

Eine Gesellschaft ohne Arbeit?

Des Weiteren müssen wir als Gesellschaft anfangen über Arbeit zu reden. Gerade wir Deutsche haben Angst davor, dass die Maschinen uns unserer Jobs wegnehmen.

Ich persönlich finde das ja großartig, wenn mir Maschinen Arbeit abnehmen.

Also nein, die Maschinen werden nicht deinen Job klauen. Aber ich schätze, dass 50 % der heutigen menschlichen Tätigkeiten, in 20 Jahren von Maschinen gemacht werden. Einfach aus dem Grund, weil diese günstiger und schneller sind.

Das ist also etwas Gutes und gleichzeitig eine Herausforderung.

Es werden viele neue Tätigkeiten entstehen, die wir heute noch gar nicht kennen. Darunter werden KI Kindergärtner, KI Trainier, KI Ethiker oder KI Kontrolleure sein.

Daher ist es wichtig, dass wir uns Gedanken machen, wie wir jene umschulen, die heute Aufgaben machen, welche morgen von Maschinen übernommen werden.

Es wird die größte Umschulung der Menschheitsgeschichte sein. Einige werden den Wechsel nicht schaffen, was passiert mit denen?

Andere werden die Freiheit nutzen und ihr Leben neu gestalten.

Ich hoffe, dass in Zukunft der Sinn des Lebens nicht Arbeit ist, sondern Lebensfreude. Ich hoffe, dass wir an den Punkt kommen, wo jeder arbeitet weil er möchte, nicht weil er muss. Lass doch die Maschinen die Aufgaben machen, die kein Mensch machen will. Und lass uns endlich jene Menschen besser bezahlen, die wirklich wichtige gesellschaftliche Tätigkeiten haben, wie z.B. unsere Kinder erziehen, Schüler unterrichten und uns im Alter pflegen.

So oder so, brauchen wir ein radikales neues Gesellschaftsmodel, denn die Erde benötigt keine 10 Milliarden Philosophen, Künstlicher, Unternehmer oder Programmierer.

Wie verteilen wir den Wohlstand?

Vermutlich nicht die letzte, doch entscheidende Herausforderung ist die Wohlstandsverteilung.

Wenn immer weniger Menschen benötigt werden für die gleiche Produktivität, dann steigen die Gewinne der Unternehmen. Doch die Unternehmen sind oftmals in der Hand weniger ausgewählter Familien und Fonds. Bereits heute gehörten 40 % aller öffentlich amerikanisch gelisteten Firmen nur vier gigantischen Fonds.

Dieser Trend wird also dazu führen, dass sehr reiche Menschen, noch viel reicher werden. Ein paar Brocken dieses Wohlstandes fällt dann auf die Verwalterschicht (Anwälte, Banker, Unternehmer, Investoren) und kaum etwas für die restlichen 99 % der Bevölkerung.

Leseempfehlung: das Kapital im 21. Jahrhundert von Piketty.

Bürgerkrieg oder ein sorgenfreies Leben?

Mit künstlicher Intelligenz wird dieser Trend nur extremer. Ich habe die Befürchtung, dass in 30 Jahren rund 100 Menschen vermutlich 90 % der Welt kontrollieren. Wir reden hier nicht nur von Geld, sondern Zugriff auf den Maschinencode und dadurch die Steuerung der globalen Wirtschaft, Militär und Informationen.

Und was ist, wenn die Mehrheit der Menschen ihre aktuelle Bedeutung für das System verliert? Nämlich zu arbeiten und zu konsumieren. Wird dann die Idee, des Club des Romes real und wir reduzieren uns (unfreiwillig) auf 500 Millionen Menschen?

KI macht es möglich.

Wenn wir also einen Bürgerkrieg verhindern wollen, muss der Wohlstand schon vorher verteilt werden. Jedenfalls soviel davon, dass jeder Mensch keine Angst mehr vor Hunger, Obdachlosigkeit und Armut haben muss.

Es gibt viele Ansätze und Ideen. Lass uns diese daher bitte weiter diskutieren, wie zum Beispiel das Grundeinkommen und liquid Democracy.

Lass uns sicherstellen, dass wir in einer Welt leben, in der die Maschinen der gesamten Menschheit dienen.

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Dieser Artikel ist Teil meines Buchprojekts, welche ich Kapitel für Kapitel veröffentliche.  

Kapitel 1 – das Zeitalter der denken Maschinen

Kapitel 2 ist der Überblick der globalen Herausforderungen.

Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem KI Supermächten China und USA.

In den weiteren Kapitel möchte ich auf die Folgen von KI für die Gesellschaft eingehen und eine Prognose der technologischen Entwicklung wagen.

Du kannst dich HIER EINTRAGEN. Dann informiere ich dich vorab über neue Kapitel. Ebenso bekommen die ersten 100 Leser des Buches ein signiertes Exemplar.

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