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So schaffst Du den Einstieg in die Venture-Capital-Industrie

Die klassischen Stufen: Praktikum, Analyst, Associate, Manager und dann Partner. Gleich von Anfang an wirst Du sehr spannende Sachen machen. Am Ende winkt vermutlich das große Geld. Meine Tipps für Dich, wenn Du für eine Venture-Capital-Firma arbeiten möchtest:

Erfahrungen im Venture-Capital sind super wertvoll

Ich werde öfters gefragt, wie man eine Stelle bei einem VC (Venture-Capital-Firma) bekommt. Jeder hat andere Gründe. Einige wollen später ein eigenes Start-up haben und vorher bei einem VC lernen. Andere wollen Karriere als Wagniskapitalgeber machen. So oder so, es lohnt sich immer. Man sieht viele Start-ups, lernt über Trends, versteht Geschäftsmodelle, analysiert Märkte, investiert Kapital, betreut Portfoliofirmen und begleitet vielleicht einen Exit.

Praktikum ist der einfachste Einstieg

Im Groben gibt es drei Stufen bei einem VC: Praktikant, Angestellter und Partner.

Wenn Du ein Praktikum machen willst, solltest Du proaktiv, analytisch und smart sein. Halte am besten nach Ausschreibungen Ausschau oder bewerbe Dich initiativ. Erfahrungen in Start-ups oder im M&A-Geschäft sind vorteilhaft. VCs haben einen konstanten Bedarf an Praktikanten. Ich habe damals selber als Praktikant (bei Team Europe) angefangen und super viel gelernt. Für mich war es der Anfang von Allem.

Die Bezahlung liegt zwischen 600 € und 1.800 € monatlich, je nach Größe der Firma.

Arbeiten als Analyst und Associate

Die nächste Stufe wäre dann Analyst und Associate. Hier kümmerst Du Dich eigentlich um alles (Deals finden, bewerten, Firmen betreuen), jedoch bist Du nicht im Lead bei den Deals. Den Lead übernimmt meistens ein (erfahrener) Partner oder dessen Manager/Principal (in etwa wie ein Junior Partner).

Die Einstiegsgehälter fangen bei 40.000 € an und gehen bis zu 120.000 € für Associates mit 2–3 Jahren Berufserfahrung.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Associates nach 2 Jahren dann selber gründen.

Karriere als Investment Manager

Wenn Du nach 2 Jahren den VC nicht verlässt, dann wirst Du hoffentlich befördert. Mein alter Chef meinte zu mir vor einigen Jahren: „Fabian, es gibt Partner und es gibt die Nicht-Partner“.

Gerade größere VCs (wie Earlybird) haben eine Zwischenstufe zwischen den Analysten und den Partnern. Dort sind dann die Investment Manager und Principals zu treffen. Ich nenne sie Karriere-VCs. Oft Personen, die schon länger in der VC-Industrie aktiv sind und nicht auf die Unternehmerseite wechselten. Auch hier ist die Bezahlung recht stattlich (bis zu 200.000 € im Jahr) und in einigen Fällen gibt es einen Anteil am Carry (Gewinnbeteiligung am Fonds). Jedoch ist man noch kein Partner.

Der Partner als Unternehmer

Partner wirst Du auf zwei Wegen: Entweder Du gründest Deine eigene Venture-Capital-Firma oder Du steigst bei einer bestehenden VC-Firma ein. Wenn Du quer einsteigst, dann wird erwartet, dass Du Dein Netzwerk (für Deals) und auch Kapitalgeber (LPs = Limited Partners) mitbringst. Eine der wesentlichen Aufgaben des Partners ist, dass er die Kapitalgeber für den VC gewinnt. Dafür teilen sich die Partner dann auch den Carry (eine Gewinnbeteiligung oft in Höhe von 20 % der Gewinne an dem Exit von Start-ups).

Die richtige Venture-Capital-Firma auswählen

Nehmen wir jetzt an, Du möchtest als Praktikant oder Analyst bei einem VC anfangen, so stehen Dir zahlreiche Möglichkeiten offen. Hauptunterschiede zwischen VCs sind der Sitz, die Phase und der Fokus.

Ebenso ist es wichtig, zu wissen, dass es wenige große Marken gibt. Einige VC-Firmen sind zwar bekannt (z. B. Index Ventures, Accel Partners, Union Square Ventures, AZ16), doch ansonsten ist der Markt stark fragmentiert und es gibt Hunderte von mittleren und kleinen VC-Gesellschaften.

Geld folgt der Idee

Kapitalgeber sind dort, wo die Start-ups sind: Silicon Valley, London, Berlin, New York, Stockholm, Paris, Tel Aviv. Je mehr Start-ups an einem Ort, desto mehr VCs gibt es auch. Das Geld folgt den Start-ups.

Der zweite Unterschied zwischen VCs ist die Investitionsphase. Sogenannte Micro-VCs (verwalten bis zu 60 Millionen € pro Fonds) sind sehr dicht an der Basis der Start-ups dran. Ein Micro-VC wie z. B. Point Nine Capital oder Paua Ventures sieht über 1.000 Start-ups im Jahr. Davon werden dann zwischen 10 und 20 Investments gemacht mit Summen ab 50.000 € bis zu 1 Million €.

Die Micro-VCs gibt es überall, sie sind sehr hands-on, aktiv in der Portfoliounterstützung und haben kleine Teams.

Große VC-Fonds haben mehr Management Fee

Das Venture-Capital-Geschäft besteht oft aus Fonds. Bedeutet, ein Fonds hat die Summe von z. B. 100 Millionen €. Das Management (die Partner) haben nun 8 bis 10 Jahre Zeit, das Geld zu investieren, zu vermehren und zurückzuzahlen. Dies ist wichtig zu verstehen, denn VCs erhalten eine Managementgebühr auf den Fonds von 2 % pro Jahr. Wer also 100 Millionen € verwaltet, kann sich jedes Jahr 2 Millionen € an Overhead (Mitarbeiter, Büro, Spesen, Anwälte) leisten.

Kleinere Fonds sehen Start-ups zwar früher, bekommen jedoch auch weniger Managementgebühr. Das limitiert die Gehälter und die Anzahl der Stellen.

Große VC-Firmen investieren auch mal über 500 Millionen € pro Fonds. Da entstehen viele Managementgebühren, jedoch auch weniger Deals. Allgemein kann man sagen, dass je mehr man pro Firma investiert (500 Millionen € auf 10 Firmen verteilt), desto länger wird ein Deal analysiert und man sieht allgemein weniger Start-ups im Laufe eines Jahres.

Generalisten vs. Spezialisten

Wenn Du nun weißt, in welcher Stadt Du arbeiten willst und ob Dir ein kleiner VC oder ein großer VC zusagt, dann ist noch die Strategie des VCs zu beurteilen.

Insbesondere die großen VC-Firmen sind meistens Generalisten und haben ein Portfolio wie ein Gemischtwarenladen. Der Vorteil für Dich ist, dass Du so jede Branche kennenlernst.

Micro-VCs sind dagegen oft spezialisiert. Point Nine Capital investiert in SaaS und Marktplätze. Asgard investiert in Internet of Things und Artificial Intelligence. Wer seine Vorlieben bereits kennt, der sollte sich daher bereits bei einem fokussierten VC bewerben.

VCs suchen Kandidaten über ihr Netzwerk

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr wenige freie Stellen für Associates (oder darüber) gibt. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Partner bevorzugt Leute aus dem Netzwerk anwerben oder Headhunter verwenden. Die guten Stellen werden also unter der Hand vergeben.

Daher ist ein Netzwerk wichtig und hiermit kommen wir schon zu den Alternativen, falls der Einstieg bei einem VC nicht sofort klappt.

Hier ein paar Vorschläge, wo Du ähnliche Erfahrungen sammeln kannst:

Bei Acceleratoren wie Techstars, Y Combinator, hub:raum oder Start-up-Bootcamp siehst Du Tausende von Teams mit Ideen. Auch wenn wenig Geld investiert wird (unter 100.000 € pro Deal) bist Du zugleich bei vielen Start-ups beteiligt.

Company Builder wie Rocket Internet und HitFox sind ebenso ein valider Einstieg. Perfekt zum Lernen von Geschäftsmodellen, Ausbau von Netzwerk und Aufbau von Firmen.

Viele Konzerne investieren auch in Start-ups. Die meisten Konzerne haben inzwischen einen Investmentarm und Beteiligungsgesellschaften. Schau Dir dazu ruhig Pro7, Axel Springer, Cisco, Google, Bosch oder Bertelsmann näher an.

Auch bietet der Staat mit seinen halbstaatlichen Investitionsvehikeln einen Einstieg an, z. B. bei den Landesbanken oder dem HTGF.

Und zu guter Letzt kannst Du auch ein Start-up gründen, das Venture-Capital erhält. Wenn Du der CEO bist, dann stehst Du ziemlich oft in Kontakt mit unterschiedlichsten Investoren. Es kommt regelmäßig vor, dass ehemalige Gründer dann bei einem VC als (Venture-) Partner nach ihrem Exit einsteigen.

Nun noch ein paar Erfahrungen von mir:

  • Venture-Capital-Teams sind meistens sehr klein und daher wird stark auf die Persönlichkeit des Bewerbers geachtet.
  • Praktika bei einem VC sind cooler als die bei Beratungen, Investmentbanken oder M&A. Ich spreche da aus Erfahrung.
  • 50 % Deiner Zeit bist du in Cafés oder auf Konferenzen und baust Dein Netzwerk aus.
  • Die anderen 50 % sitzt Du am Schreibtisch und analysierst Firmen.
  • Gerade in Berlin sind 2015 viele neue Fonds entstanden. Ideal zum bewerben.

Wie gesagt, es gibt keinen goldenen Weg ins VC-Business. Entweder Du kennst bereits einen Partner durch Dein Netzwerk oder Du erwischst das richtige Timing. Auswahl gibt es jedoch genügend.

Schreibe mir eine Nachricht, wenn ich Dir dann bei Deiner Bewerbung weiterhelfen kann.

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