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6 Kosten – die ein Unternehmer persönlich trägt

Die eigene Firma, Selbstständigkeit oder ein Start-up gründen – die Kosten sind klar: Fokus, Zeit, Geld, Risiko, Verantwortung und weniger vom Leben.

Anerkennung. Freiheit. Einfluss. Wohlstand. Unabhängigkeit. Es gibt zahlreiche Gründe, wieso Frauen und Männer sich für den Weg des Unternehmers entscheiden. Unternehmertum fängt dort an, wo jemand für langfristige Vorteile, kurz- und mittelfristige Einschränkungen in Kauf nimmt und zugleich das Risiko selber trägt.

Das führt dazu, dass das Unternehmersein auch Kosten hat. Wer später gewinnen will, muss erst geben. Hier sind sechs Kosten, die Du als Unternehmer persönlich trägst:

Fokus – Die Firma kommt zuerst

Company First

Der erste Gedanke gilt der Firma. Die Firma ist immer präsent. Ich träume von meinen Firmen. Ich denke an meine Firmen beim Frühstück, Mittag und Abendessen. Wenn ich am Schreibtisch sitze, fliege, fahre oder einen Spielfilm sehe. Irgendwie ist die Firma immer online im Hinterkopf.

Bei uns in der Familie drehen sich die Gespräche oft um die Firmen. Meine Frau hat zwei. Ich habe mehrere. Mein Vater hat einige. Meine Mutter hatte eine. Und auch meine Schwester versucht sich.

Viele Freunde von mir sind Unternehmer. Dann geht es auch um unsere Firmen. Wir sprechen weniger über die Projekte selber, sondern über das Leben als Unternehmer mit den dazugehörigen Opportunitätskosten.

Wieso ist das nachteilig? Nun, man räumt sich mental wenige Kapazitäten frei für andere Bereiche des Lebens. Ja, das Leben besteht für uns alle aus mehr als nur „Arbeit“ (wobei ich als Unternehmer meine Tätigkeiten nie als „Arbeit“ angesehen habe). Es geht auch um die eigene Gesundheit, Familie, Sozialleben, Absicherung, Freiheit, usw. Und diese Teilbereiche des Lebens müssen sich hinter die Firma stellen.

Zeit – Du bist immer für Deine Firma da

Gerade in den Anfangsphasen oder Krisensituationen nimmt eine Firma eine Menge Zeit in Anspruch. Dann können es auch gut 18-Stunden-Tage sein, die in 48-Stunden-Sprints enden.

Doch gibt es viele Tätigkeiten, die ebenso zeitintensiv sind: Ärzte in Krankenhäusern, Unternehmensberater oder im Management eines Konzerns.

Das Schwierige ist die Unplanbarkeit. Da ist mal eine Datenbank down, ein Schlüsselkunde kündigt, ein Investor zahlt sein Geld nicht ein. Als Unternehmer springt man innerhalb der eigenen Firma von Brandherd zu Brandherd. Diese kommen auch zu Unzeiten wie Weihnachten, Geburtstagen oder kurz vor einer Hochzeit. Eine Firma ist 24/7 da. Man kann diese nicht abschalten, wenn es einem gerade nicht passt.

Ich schätze, dass mein Tagespensum zwischen 10 und 14 Stunden am Tag liegt. Je nachdem, wie man Produktivität misst und was man als Arbeit definiert. Doch gleichzeitig beschäftige ich mich auch am Wochenende und während der Feiertage mit meinen Firmen.

Geld – Dein monatliches Einkommen ist gering

Wer sich anstellen lässt, der hat eine soziale Absicherung und jeden Monat ein planbares Gehalt. Wer ein Unternehmen gründet, hat keine Absicherung, bekommt anfangs kein Gehalt und steckt sogar noch Geld in die Firma. Der Cashflow des Unternehmers ist zu Beginn negativ. Die Firma kostet ihn mehr Geld, als er raus bekommt. Und dieser Zeitpunkt hängt vom Erfolg der Firma ab. Ich habe Firmen gegründet, die mich mehr Geld gekostet haben, als ich erhalten habe. Und wiederum gibt es Firmen, die dem Eigentümer irgendwann auch eine positive Rendite auszahlen.

So oder so: Wer kurzfristig Geld braucht, um seine Miete zu bezahlen und schön essen zu gehen, der sollte nicht gründen.

Viele meiner Freunde bei Venture-Capital-Firmen, Unternehmensberatungen, Konzernen oder auch Banken verdienen ordentlich. Zwar haben diese keine finanzielle Upside (= Beteiligung am Erfolg des Arbeitgebers), doch es lässt sich wirklich gut leben. Ein Studienkollege hat eine Excel, mit der er wunderbar ausrechnet, dass das Rendite-Risiko-Verhältnis innerhalb der Beratung deutlich besser ist, als im Start-up. Recht hat er.

Sicherlich könnte man als Unternehmer auch nebenbei Geld verdienen, doch es fehlen dafür die Zeit und der Fokus. Man kann eine Firma nur mit 150 % antreiben. Wer nebenbei Beratungsprojekte macht und als Freelancer aktiv ist, der ist nicht fokussiert. Ich steckte selber öfters im Dilemma zwischen Geld verdienen oder Firma weiterentwickeln.

Vermögen – Du kannst alles verlieren

Irgendwo habe ich gelesen, dass ein Millionär im Schnitt dreimal pleite ist während seines Lebens. Ich bin noch jung, doch habe ich auch schon Totalverluste erfahren und ziemlich oft die Insolvenz für einzelne Firmen geprüft.

Mir ist klar, dass man viel gewinnen und verlieren kann.

Man verliert Zeit. Wenn ein Start-up scheitert, dann ist auch die Zeit weg, die man investiert hat. Während Freunde in Konzernen ihre Karriere ausbauen, Gehalt kassieren und die erste Immobilie kaufen, kann der Gründer nach einigen Jahren wieder dort stehen, wo er angefangen hat.

Man verliert Geld. Wer an seine eigene Firma glaubt (sonst sollte er nicht gründen), neigt dazu, alles in die Firma zu stecken. Wenn es also nicht so gut läuft, wie man es sich im Businessplan ausgemalt hat, dann ist auch das Geld weg. Dies kann eingezahltes Eigenkapital sein sowie der Unternehmerlohn (Differenz zwischen dem, was man sich an Gehalt auszahlt und dem, was man auf dem freien Markt sonst verdienen würde).

Man verliert an Ansehen. Mein soziales Netzwerk ist sehr unternehmerisch und dort wird offen diskutiert, wenn es nicht rund läuft. Als Unternehmer wissen wir, dass Rückschläge Teil des Kampfes sind. Doch dieses Verständnis wird nicht in der breiten Bevölkerung geteilt.

Verantwortung – Der Druck auf Deinen Schultern

Als Unternehmer trägst Du die komplette Verantwortung. Erfolg und Verlust betreffen Dein Leben, Dein Einkommen, Dein Vermögen und Deine Gesundheit. Du kannst nicht einfach Freitagabend den Stift fallen lassen und hoffen, dass jemand anderes Deine Probleme löst. Wenn Mitarbeiter Entscheidungen treffen, dann riskieren sie nur ihren Job. Wenn Du als Unternehmer Entscheidungen triffst, riskierst Du die Jobs Deiner Mitarbeiter, das Geld Deiner Investoren und das Vertrauen Deiner Kunden, Lieferanten und Partner.

Die Verantwortung ist immer da und man kann diese nicht delegieren. Ich empfinde es so, dass die Verantwortung auch jeden Tag zunimmt, doch dass man gleichzeitig den Druck weniger spürt. Über die Jahre entwickelt man vermutlich breitere Schultern. Ich habe eine Menge Respekt vor Unternehmern, die sich seit Jahrzehnten den Widrigkeiten stellen.

Das Leben – vieles kommt zu kurz

Ansonsten kommt vermutlich alles zu kurz neben der Firma. Es ist eine Mischung aus Fokus, Zeit und Geld.

Mein letzter klassischer Urlaub, der nicht irgendwie mit Business verbunden war, ist 5 Jahre her. Wenn ich Freizeit haben möchte, dann erstelle ich mir dafür einen Termin. Freunde und Familie sieht man selten und es braucht einige Planung dafür. Hobbys, Vereine, Sport, Einladungen – alles ist schwer unter einen Hut zu bringen, weil die Uhrzeiten oft unternehmerunfreundlich sind.

Ich bevorzuge ganz klar Aktivitäten, bei denen ich den Zeitpunkt selber steuern kann. Fixe Termine, die vor 20.00 Uhr liegen, sind oft schwer regelmäßig einzuhalten, wenn diese nichts mit der Firma zu tun haben.

Wir Unternehmer vernachlässigen einiges: die eigene Gesundheit, die engsten Freunde, die Familie, den Haushalt, den Partner. Wir tun dies jedoch nicht, weil wir nicht wollen. Es ist unsere Leidenschaft für die Firma, die uns antreibt und alles andere vergessen lässt. Wer brennt, dem fällt es schwer sich für Kaffee & Kuchen bei einer entfernten Tante zu treffen.

Kleine Hinweise zum Abschluss

Meine Tipps für alle angehenden Unternehmer sind daher folgende:

  1. Habe Freunde & Partner, die selber Unternehmer sind. Sie verstehen dich am besten.
  2. Kommuniziere klar mit deiner restlichen Umwelt. Die meisten Menschen können es sonst nicht nachvollziehen.
  3. Finde heraus, wie du dich regenerieren kannst. Halte dein Energielevel hoch.
  4. Stay focused.

Lesehinweise & Kommentare

Wie immer, schreibe mir wenn Du Fragen, Anmerkungen oder Anregungen hast an f (a) bootstrapping.me.

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