Wie viele Gründer braucht es um Geld von Investoren zu bekommen? Abhängig vom Geschäftsmodell sind es mal Einzelpersonen oder ganze Teams.
Ich wurde vor einigen Tagen gefragt, wie viele Personen wir erwarten, wenn sich ein Team vorstellt. Die Frage also, wie hoch die kritische Anzahl an Gründungsmitgliedern sein sollte. Ich habe dann etwas nachgedacht und bin durch unser Portfolio gegangen. Braucht ein Startup ein Team (mind. 2 Personen) oder reicht auch eine Einzelperson? Natürlich gibt es keine klare Antwort und wie immer: es kommt drauf an.
Wann eine Person für eine Gründung reicht:
Folgende Startups haben etwas gemeinsam: Shiftplanning, Clio und Vend. Alle drei sind Softwarestartups (SaaS) und haben einen außergewöhnlichen Gründer. Shiftplanning hat mit Ryan Fyfe einen Unternehmer, welcher die ersten Monate alles alleine gemacht hat. Er hat die Webseite designed, das Backend (= das eigentliche Produkt) entwickelt und den Vertrieb für die ersten zahlenden Kunden angeschoben. Als Christoph investierte, hatte er Entwicklerteams in 3 verschiedenen Ländern und ihm gehörte die Firma komplett alleine. Ähnlich war es bei Vaughan Rowsell (Vend) und Jack Newton (Clio). Alle drei waren in der Lage Produkt, Vertrieb (Marketing), HR und Management in einer Person abzubilden und zu organisieren. Aus meiner Sicht der Idealtyp eines Gründers. Auch Guk Kim von Cibando hat das Unternehmen alleine geführt und entwickelt, bis wir investiert haben.
Wann ist dies machbar und welche Vorteile hat es? Nun im Software und mobile Bereich ist es leichter, da diese Geschäftsmodelle produktgetrieben sind. Wer ein gutes Produkt entwickelt (dafür reicht eine Person) hat seinen Kunden etwas anzubieten. Multitalente sind in der Lage ihr Startup sehr „lean“ zu führen (bootstrapping) und bereits mit minimalen Kosten ersten „proof-of-concept“ (= zahlende Kunden) zu erbringen.
Wann zwei bis drei Gründer sinnvoll sind:
Immer, wenn Geschwindigkeit eine Rolle spielt. Sobald es Wettbewerb gibt, ist Geschwindigkeit und Execution der Schlüssel. Dies ist besonders oft der Fall, wenn wir eCommerce oder Leadgenerator Startups haben. Diese haben selten ein Produkt (=Technik), welches nicht kopierbar ist. Daher sind diese Firmen anfällig für Copycats (oder sind selber welche), bzw. sind starkem Wettbewerb ausgesetzt. Ist auch klar. Jeder nicht technische Gründer hat eine faire Chance. Daher sind in diesem Bereich sehr viele Absolventen von Business Schools unterwegs, denn es bedarf weniger Kompetenz im Bereich der IT (als im Vergleich zu SaaS oder mobile). Sicherlich, auch hier haben wir oft starke CEOs in den Startups, doch die Gründungen starten oft mit zwei oder drei Personen. Wieso? Um Geschwindigkeit zu bekommen, sollte von Anfang an ein motiviertes Team bestehen. Wenn man alleine gründet, muss man die Nr. 2 oder Nr. 3 im Unternehmen bezahlen (denn Shares sind zu teuer). Wenn man Co-Founder hat, sind diese durch eigene Shares stärker incentiviert. Aus meiner Sicht kann ein Startup mit 3 Co-foundern schneller wachsen, als ein eCommerce startup, in der zu Beginn nur eine Person involviert ist. Ich habe dies bei Casacanda (jetzt fab.de) und Westwing beobachtet. Extrem schnelles Wachstum auch aufgrund der frühen Aufgabenteilung der 2-3 Gründer.
Braucht es auch mal mehr als 3 Gründer?
Selten. Ehrlich gesagt habe ich noch nie ein Investment begleitet, in dem sich 80% der Anteile auf mehr als 3 Gründer verteilt haben. Oft sind es zwei Personen die zusammen >50% halten und sich der Rest auf Angels und frühe Mitarbeiter verteilt. Natürlich habe ich Teams kennen gelernt, in denen 5-7 Gründer am Tisch saßen. Geld haben diese keines bekommen. Zum einen weil es die Entscheidungsgeschwindigkeit enorm lähmt (und dies ist wichtig am Anfang). Zum anderen weil Aufgaben künstlich verteilt werden. Ein junges Startup braucht z.B. keinen Vollzeit CFO. Was soll der auch machen? Den ganzen Tag Rechnungen sortieren? Davon gibt es anfangs nicht viele. Oder braucht es einen COO, wenn es noch keine Mitarbeiter gibt? Wie wäre es mit einem Head-of-HR bei 6 Co-foundern und keinen Angestellten? Aus meiner Sicht müssen sich die Aufgaben im Laufe der ersten Monate verteilen. Schnell merkt man, welcher Co-founder in welchem Bereich besonders gut ist. Von Anfang an schon Titel zu verteilen ist nicht immer der beste Ansatz.
Fazit:
Meine Empfehlung ist folgende. Wenn ihr ein Produkt selber entwickeln könnt, dann haltet das Team klein. Macht es alleine (wenn ihr ein Multitalent seid) oder sucht euch einen kaufmännischen Co-founder (diese BWLer sind meistens in der alle Lage alles zu machen – bis auf die eigentliche Produktentwicklung). Sobald ihr fertig seid und wachsen wollt, könnt ihr das Team dann erweitern, aber die Mehrheit der Anteile bleiben bei euch.
Wenn ihr wenig Ahnung von IT habt, dann sind Geschäftsmodelle wie eCommerce, market places oder lead generation so oder so besser geeignet. Es braucht weniger technische Kenntnisse und dafür mehr Fähigkeiten bei der Execution (Sourcing, Logistik, Sales, Tech, HR sind dabei alles gleichwichtige Komponenten). Hier macht es Sinn, wenn man anfangs ein bis zwei Co-founder hat. Ihr seid so schneller. Zudem neigen eCommerce Unternehmen dann auch dazu, stärker zu wachsen. Dies bedeutet, dass ihr anfangs zwar weniger Anteile am Unternehmen habt, diese Anteile aber in einigen Jahren mehr wert sein könnten.
Daher finale Antwort: Abhängig vom Geschäftsmodell sollte ein Startup auch die Anzahl seiner Gründer entsprechend anpassen.