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Wer gibt eigentlich den VCs das Geld – Investorenneutralität?

Viele Investoren sind weniger unabhängig als man denkt. Jeder verfolgt eine Strategie und Startups sollten sich den richtigen Investor vorher aussuchen. Sucht man Geld für Wachstumsprojekte, oder will man Geld für Innovationen haben?
Wer steht eigentlich hinter den ganzen VCs oder auch Inkubatoren? Woher kommt das Geld und ist das Geld der Geldgeber auch neutral? Geld stinkt nicht, oder etwa doch? Ein paar Fragen und vielleicht auch ein paar Antworten.

Wie man sieht, steht hinter jedem Investor ein weiterer Investor. Nur die Konzerne (Tengelmann, Telekom, Holtzbrinck) halten sich eigene Investmentabteilungen. Ansonsten müssen die freien Investoren natürlich ihr Geld irgendwoher bekommen. Hier eine Übersicht:

Natürlich ist die Liste nicht vollständig, zeigt aber welche Unternehmen teilweise hinter dem Ganzen stecken und was diese womöglich für Interessen verfolgen. Die Frage ist, warum so auffällig viele Verlage als Geldgeber aktiv sind? Burda finanziert bei Earlybird mit und Acton Capital. Axel Springer investiert selber direkt. Holtzbrinck hat einen eigenen Investmentarm. Meine Meinung ist, dass die Verlage in den letzten 300 Jahren sich dumm und dusselig verdient haben. Jetzt aber fangen deren Geschäftsmodell an nicht mehr zu funktionieren, die Cash Cow liefert weniger Dukaten. Dies ist natürlich ein deutsche Phänomen, in anderen Ländern sind Verlage weniger aktiv als Investoren. Jedenfalls sind die großen Medienhäuser (Otto ist zwar kein Medienhaus, aber als Versandunternehmen auch schon ziemlich old-economy) hier in Deutschland alle sehr aktiv. Mit Vor- und Nachteilen. Vorteile? Man hat Exitpartner, man weiß vorher, wer etwas abkaufen würde. Dies ist aber auch der Nachteil. Man kann nicht erwarten, dass Acton (durch Burda), Holtzbrinck, Project-A-Ventures oder eVenture großartig Innovationen finanzieren werden. Nein, diese Investoren bevorzugen klassische eCommerce Projekte, Reichweitenmodelle, alles was die Herren im Vorstand auch verstehen und sich gut in einer Bilanz macht am Ende. Was sollen die denn mit einem Amen oder soundcloud? Und damit kommen wir auch zu einem wichtigen Punkt: Such dir deine Investoren ganz genau aus. Es gibt welche, die fördern neue Ideen eher: Point Nine Capital, viele US-VCs, auch Earlybird. Und wenn du einen eCommerce aufmachst, dann wende dich ruhig an die Verlags-VCs.

Kurz ein paar Beispiele:
LesFacettes (eCommerce) => Holtzbrinck
Wooga (Reichweitenmodell) => Holtzbrinck
HitFox (Reichweitenmodell) => Holzbrinck
Glossybox (eCommerce) => Holtzbrinck
Etsy (eCommerce) => Acton
windeln.de (eCommerce) => Acton

vs.
Simfy => Earlybird
Madvertise => Earlybird (+ Point Nine Capital und Team Europe)
smava => Earlybird
Crowdpark => Earlybird
Couchsurfing => Point Nine Capital
Lieferheld/Deliveryhero => Point Nine Capital
SponsorPay => Point Nine Capital

Natürlich nur ausgewählte Beispiele. Jeder versucht ein ausgeglichenes Portfolio zu haben, aber es gibt oft erkennbare Schwerpunkte.

Fazit: Ich denke etwas Hintergrundwissen ist interessant, falls man für einen der Investoren arbeiten will oder von denen Geld möchte. Ich persönlich genieße es, dass kein großer Geldgeber hinter unserem Fond steht. Wir sind dadurch sehr unabhängig, können die Strategie selber bestimmen und auf ein größeres Netzwerk an Investoren zugreifen. Der Nachteil ist, dass das Einsammeln von Geld natürlich etwas schwerer ist. Uns hat Otto keinen 60-Millionen-Check geschrieben. Aber wir haben auch nicht danach gefragt.

Interessant?