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Die Vereinigen Staaten von Amerika – Das Land der Extreme

Ich kenne die USA wie kein weiteres Land nach meiner Heimat Deutschland. Ich habe dort einen Teil meiner Schul- und Studienzeit verbracht und war zahlreiche Male aus beruflichen Gründen in den USA. Ich habe in dem Land gewohnt, gelebt und gearbeitet. An der Ostküste, Westküste, Mid-West und in den Südstaaten. Ich würde mir nie erlauben ein umfassendes Bild zu haben, doch habe ich zahlreiche Eindrucke von diesem großen Land.

Die USA sind vieles: Erfolgreich. Reich. Oberflächlich. Prüde. Verwöhnt. Genussfreudig.

In diesem Artikel fasse ich eine Vielzahl von Eindrücken, Erfahrungen und Meinungen zusammen. Sicherlich gelten sie nicht für jeden Amerikaner und oft stehen sie stellvertretend für die eine oder andere Region der USA.

XXL USa

XXL

Alles hier ist größer, aber nicht besser. Die Autos sind enorm; man würde in Deutschland keinen Parkplatz finden. Die Portionen sind größer, die Häuser, die Straßen und Einkaufszentren. Alles wirkt aufgepumpt.

Keine Qualität

Die Güte der Ware zählt nicht soviel wie in Deutschland. Obwohl alles größer ist, ist vieles zugleich von geringerer Qualität. Die amerikanischen Autos sind Schrott. Deshalb wird auch lieber ein deutsches Auto gekauft, obwohl diese deutlich teurer sind. Die Häuser sind größer und zugleich schlechter gebaut. Das Land lebt auf Pump und der äußere Schein zählt mehr als die Inneren Werte. Die Straßen sind seit den 30ern nicht mehr repariert worden. Man hat den Eindruck, dass die USA physisch zerfallen. Es wird konsumiert statt investiert.

Jede Menge Kirchen

Sekten

Es gibt in den Südstaaten ähnlich viele Kirchenhäuser wie in deutschen Städten, doch mit einem wesentlichen Unterschied: alle Kirchen sind eigenständig. Nur ein paar Beispiele zu nennen: Calvary Baptist Church, City of Praise Cogic, Bethany Christian Methodist, Clearwater Community of Christ, Kingdom Hall of Jehovah’s Witnesses, New Zion Missionary Baptist, Streams of Life Church of God – und viele mehr. Man beachte, dass sich jede Kirche als die einzig wahre Kirche Gottes ansieht. In Deutschland würden wir so etwas eine Sekte nennen.

Soziales Ungleichgewicht

Die Schere zwischen Arm und Reich ist hier deutlich spürbar. In San Francisco liegen die Bettler auf der Straße – und sterben. Gleichzeitig leben in der gleichen Straße enorm wohlhabende Menschen und ignorieren es. Reichtum wird in den USA gezeigt. Armut wird nicht versteckt. Die Mentalität vieler Amerikaner ist, dass jeder für sich selber verantwortlich ist. Wenn der Staat also nicht hilft und der Nachbar auch nicht, was machen dann die Menschen, die im System keinen Platz finden?

Schönheit

Die USA sind ein sehr schöner Kontinent. Ob Landschaften wie Utah, Arizona, Berge in Colorado, Strand in Florida, Hänge in Los Angeles oder Wälder in Washington. Einfach traumhaft.

Rechtliche Unsicherheit

Hier verklagt jeder jeden. Irgendwas ist richtig falsch im Rechtsystem. Ärzte behandeln Patienten nicht, solange diese nicht einen Klageverzicht unterschreiben. Familie feiern keine Kindergeburtstage aus Angst, dass eines der Kinder stolpert und die Eltern einen verklagen. Hunde werden nicht gehalten, weil Versicherungen Hundebisse nicht abdecken und man Klagen ausgesetzt ist. Freunde & Bekannte von mir wurden unzählige Male verklagt für Dinge, wo wir als Deutsche nur mit den Schultern zucken würden. Dieses Land lebt in panischer Angst davor, vor Gericht zu landen und den Anwälten horrende Summen zahlen zu müssen.

Amerikaner sind prüde

Prüde

„Kein Sex vor der Ehe“

ist in den Südstaaten eine anerkannte Lebensweise. Tangas sind in Florida verboten. Brüste werden im TV zensiert. Sex ist ein Tabuthema. Die Amerikaner sind verdammt prüde. Deswegen sind die USA vermutlich auch der weltweit größte Produzent an Pornofilmen.

Ignoranz

Während meiner Schulzeit meinte ein Schüler:

„We are the greatest nation of the world. Who does not accept that, we will nuke to the stone age“

Nicht jeder denkt so, aber ausreichend Menschen. Die USA sind der Mittelpunkt der Welt. Alle anderen haben sich diesem zu beugen. Daraus lässt sich eine dominante Geopolitik ableiten. Andere Kulturen und Meinungen sind zweitrangig. Wieso also noch Fremdsprachen lernen und andere Länder bereisen?

Bildungskosten

Ausbildung in den USA ist richtig teuer. Öffentliche Schulen sind von schlechter Qualität. Drogen, Waffen, soziales Elend und unterbezahlte Lehrer herrschen vor. Wer kann, schickt sein Kind auf private Schulen die gut 15.000 $ pro Jahr kosten. Anschließend schickt man sein Kind auf die Universität. Schlechte Universitäten kosten 25.000 $ pro Jahr, die besseren über 50.000 $ an jährlichen Studiengebühren. Bildung kostet Geld. Nicht die besten Möglichkeiten sozial aufzusteigen.

Ungründlich

Ich habe oft den Eindruck, dass Dinge nicht durchdacht werden. In Deutschland regen wir uns auf, dass Gesetze und Regularien sehr lange dauern, bis diese umgesetzt werden. In den USA wird erst geschossen, dann gedacht. Ob Stromleitungen über der Straße, Netzabdeckung unter 20 % oder fehlender Nahverkehr. Oft sind die schnellen Lösungen nicht die besten.

Freundlichkeit

Eins muss man den Amerikaner lassen. Die meisten sind immer freundlich, höflich und voller gute Laune. An der Kasse am Supermarkt wird man mit einer Begeisterung bedient, als wäre dies ein Traumjob. Der Chef kündigt einem mit einem Lächeln im Gesicht. Amerikaner führen erst einmal Small-Talk mit dir, bevor diese auf den Punkt kommen.

Unterhaltung

Auch wissen die Amerikaner, wie man sich unterhält. Das Angebot an Ablenkung ist gigantisch. Hunderte TV Sender gibt es zur Auswahl. Roku, Netflix, Chromecast, Prime – das kommt alles aus den USA. Es gibt unzählige Freizeitparks und Veranstaltungen von Monstertruck Races, Baseball, Basketball, Hockey bis Motorcross. Wer Shows mag, der ist in diesem Land bestens aufgehoben.

Genuss

Die Amerikaner genießen ihr Leben. Und sie beschweren sich nicht. Work hard. Party hard. Dies ist kein Spruch für Investmentbanker sondern auch Lebenseinstellung für viele Menschen. Nachhaltigkeit steht daher nicht im Fokus. Yolo – You only live once. Was unsere Generation neu entdeckt, leben die Amerikaner bereits seit langem.

Umodisch

Also Hübsch ist das Land nicht unbedingt. Die Städte sind kalt, trist und hässlich. So sehr die Amerikaner wert auf ihr eigenes Äußere legen, so ist ihnen das Allgemeingut nicht so wichtig. Öffentliche Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Parkanlagen – da legen Europäer mehr wert drauf.

Dezentrale Städte

Leben passiert daheim. Am Arbeitsplatz. Im Einkaufsentrum. Im Countryclub. Innenstädte im klassischen Sinne gibt es nicht. Keine Fußgängerzonen. Keine Cafés. Keine Boutiquen. Es gibt in den Städten einfach kein Zentrum. Vermutlich zu ineffizient.

Frauentransformation

Tagsüber verzichten viele Frauen darauf sich zu stylen und sich schick zu machen. Manche sehen aus, als hätten man sie gerade von der Couch geholt. Abends ist es dann das ganze Gegenteil. Aus einer normalen Frau wird ein Model im schlechten Licht der Nachtclubs.

Überfluss

Ich habe mir den Spaß gemacht in einem Supermarkt die Anzahl der verschiedenen Sorten Milch zu zählen. Es sind nicht 5 oder 50, sondern 129 unterschiedliche Flaschen mit weißer Flüssigkeit. 129! Wir reden hier von Milch mit Vitamin D, Mandeln, Cashewnüssen, Lactosefrei, Organisch, Vitamin A, Omega 3, Reduced Fat, Low Fat, Fat Free, Skin Milk, Half Half und einige mehr. Dazu gibt es 107 unterschiedliche Sorten Chips. Bei der Auswahl habe ich am Ende nichts gekauft, denn ich konnte mich nicht entscheiden.

Rechts Links

Obama wird als Linker beschimpft, weil er eine gesetzliche Krankenkasse einführt. Die Leute gehen auf die Straße (Tea Party) und demonstrieren dagegen. In Deutschland gehen die Leute auf die Straße, weil wir Hartz IV einführen und damit Sozialleistungen reduzieren. Man beachte den Unterschied. In Deutschland demonstrieren wir für mehr Sozialstaat. Die Amerikaner bekämpfen diesen.

Geschwindigkeitslimit

Bei 120 km/h ist Schluss. Schrecklich. Was bringt einem dann ein Tesla?

Klassengesellschaft

Die Amerikaner leben in Klassen und keiner merkt es. Oben die Top 1 %. Dann die restlichen 99 %. Sauber getrennt durch Gated Communities, Universitäten und Politik. Wer stellt wohl die meisten Senatoren? Wer schickt seine Kinder nach Harvard, Yale, Princeton oder Stanford? Wer regiert das Land und macht Gesetze? Die USA sind schon lange eine Plutokratie.

Alkohol

Trinken ab 21. Ich habe das nie verstanden. Während deutsche Kinder sich ab 16 langsam an Alkohol gewöhnen, müssen hier junge Menschen bis 21 „warten“. Das Resultat sind Alkohol- und Drogenexzesse an der Universität oder heimlich im Keller der Eltern. Fahren unter Alkohol und Studentenvergewaltigungen sind ein Problem, dass wir in Europa so radikal nicht haben.

Amerikaner und ihre Waffen

Militär

Die Armee ist überall. Nicht nur 120 Ländern dieser Welt, sondern auch innerhalb des Landes. Und die Soldaten werden gefeiert. Man sieht überall Soldaten. Vor den Schulen, in Einkaufszentren und auf der Straße. Gerne wird die Armee auch verwenden, um Demonstrationen wie in Ferguson niederzuschlagen.

Rassentrennung

Schwarze bleiben unter Schwarzen. Asiaten unter Asiaten. Weiße unter Weißen. Latinos unter Latinos. Egal wo man ist, man sieht oft nur eine Hautfarbe. Jeder hat seine eigenen Kinos, eigenen Schulen und eigenen Arbeitsplätze. Eine wirkliche Durchmischung erfolgt nicht. Es bedarf keiner Schilder mehr, die eine Hautfarbe ausgrenzen – die Menschen machen dies von ganz alleine.

Waffen

Daran werde ich mich nie gewöhnen. Jeder hat seine Waffen. Du gehst wandern und Leute tragen Gewehre mit sich. Du fährst mit jemanden Auto und eine Pumpgun liegt unter dem Sitz. Du bist im Kino und Soldaten sowie Polizisten haben Maschinengewehre dabei. Ganz nach dem Motto:

„If the bad guys have weapons, than I need a weapon to shoot the bad guy first“.

Tolle Logik.

Zucker

Wenn du in einem Restaurant bist, gibt es 2 Liter Cola für 1,5 $ dazu. Refill (also erneut einen Eimer davon) ist kostenlos. Wieso also nicht 6 Liter Cola trinken, wenn es günstiger als Wasser ist?

Einstellung

Dies muss man den Amerikaner lassen, sie glauben weiterhin an den „American Dream“. Dieses Land zieht die Talente der ganzen Welt an. Wieso? Weil hier jeder eine Chance bekommt. Jeder glaubt, er kann es schaffen. Natürlich schaffen es die wenigstens, doch wer hart kämpft, versucht es wenigstens. Die Einstellung ist positiv und dies ist vermutlich das beste Argument für die USA. Positive Energie und hohe Ziele verleiten jedem dazu sein bestes zu geben. Alleine für die Einstellung würde ich in die USA ziehen. Du hast eine Idee für ein Startup? Der Amerikaner sagt dir „Just fucking do it“. Der Deutsche fragt dich, ob du dir sicher bist dafür deinen Job zu kündigen, was deine Familie denkt und ob du alle Risiken abgewogen hast. Immer nach vorne blicken, nicht nach hinten schauen. Wie viele Nachteile dies auch mit sich bringt, die Einstellung ist deutlich besser als dieser ewige deutsche Dauerpessimismus.

Erfolg

Und die Amerikaner haben den Erfolg. Apple. Facebook. Google. Oracle. NSA. NASA. McDonalds. Berkshire Hathaway. Coca Cola. HP. Goldman Sachs. JP Morgan.
Die Amerikaner haben nicht mehr Einwohner (im Vergleich zu China oder Indien). Die Amerikaner sind nicht reicher (wie die Schweizer oder Liechtensteiner) und doch haben sie Erfolg. Die Amerikaner gewinnen seit 80 Jahren. Wirtschaftlich, Sozial, Militärisch. Rammstein singt dazu:

Wenn getanzt wird will ich führen
Auch wenn ihr euch alleine dreht
Lasst euch ein wenig kontrollieren
Ich zeige euch wie’s richtig geht

Wir bilden einen lieben Reigen
Die Freiheit spielt auf allen Geigen
Musik kommt aus dem Weißen Haus
Und vor Paris steht Mickey Mouse

We’re all living in Amerika
Amerika ist wunderbar
We’re all living in Amerika

Wir alle kennen Amerika. Wir alle leben nach Amerikanischen Regeln. Essen amerikanisches Fastfood. Nutzen das amerikanische Facebook. Telefonieren mit amerikanischen Handys. Schauen amerikanische Filme. Die USA herrschen. Die USA dominieren. Wie kaputt dieses Land auch ist, irgendwas macht dieses Land trotzdem richtig. Denn bisher stehen die Amerikaner auf der Gewinnerseite.

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