Unternehmer üben eine gewisse Faszination auf Leute aus. Jeder kennt Steve Jobs und fragt sich, wie so ein egomanischer, LSD nehmender Hippie einen Weltkonzern führen konnte. Du bist selber Unternehmer oder auf dem richtigen Weg einer zu werden – sonst würdest du meinen Blog vermutlich nicht lesen.
Unternehmer zu sein, ist eines der großartigsten Dinge der Welt und gleichzeitig erschreckend. Es ist hart und befreiend. Es ist anstrengend und belohnend. Es ist riskant und aufregend.
Heute zeige ich dir die beiden Seiten der Medaille. Die Vor- und Nachteile des Unternehmerlebens. Falls du die weniger angenehmen Seiten bereits kennst, kannst du gerne zum positiven Teil springen (1.000 Worte weiter unten).
Die dunkle Seite der Macht
Der primäre Unterschied zwischen dem Unternehmer und seinen Angestellten ist, dass der Unternehmer nicht aufgeben kann. Er kann nicht einfach kündigen oder krank sein. Er muss es bis zum bitteren Ende durchziehen, egal wie. Einmal mit einem Startup angefangen, gibt es keinen einfachen Weg raus.
Christian Lindner hat vor kurzem erst eine gute Rede im Landtag gehalten.
Wenn man Erfolg hat, gerät man in das Visier der sozialdemokratischen Umverteilung. Wenn man scheitert, ist man sich dagegen Spott und Häme sicher.
Ich sehe es zwar nicht als scheitern, doch viele andere sehen es so. Wenn man eine Firma vor die Wand fährt, dann ist ziemlich schnell der Staatsanwalt
anwesend. In unserer Gesellschaft wird man als Verlierer gebrandmarkt. Man bekommt einen fetten Schufa-Stempel. Und das Schlimmste daran ist, dass dies nur von Leuten kommt, die selber keine Risiken eingehen. Nur wer selber Unternehmer ist, weiß dass man bereit sein muss zu verlieren, wenn gewinnen will.
Unternehmer sind wie Glücksspieler
Unternehmer sind wie Glücksspieler. Hohe Einsätze. Hohe Risiken. Geringe Gewinnchancen. Enorme mögliche Renditen. Nur ein Genie glaubt gewinnen zu können. Nur ein Wahnsinniger würde von sich denken ein Genie zu sein.
Es fehlt die gesellschaftliche Anerkennung. Du, als Unternehmer, wagst alles. Du gibst alles. Deine Lebenszeit. Deine Energie. Dein Geld. Und du machst dies nicht, weil du reich werden willst, so wie alle Menschen immer glauben. Nein, du bist Unternehmer weil du die Welt ein klein bisschen bessern machen wirst. Du hast die Fähigkeit Probleme zu sehen, Lösungen zu finden und diese auch umzusetzen. Wissenschaftler entdecken neue Technologien. Unternehmer sorgen dafür, dass diese auch real werden. Und jeden Tag hörst du tausende Gründe, wieso du scheitern wirst. Tausende „Aber“. In Wirklichkeit haben diese Aber-Sager nur Angst und nicht den Mut selber zu gründen.
Du bist einsam als Unternehmer, denn du schwimmst gegen den Strom. Du musst deine Meinung gegen die anderer durchsetzen. Alle werden dir sagen, dass dein Vorhaben unmöglich ist. Du wirst sozial ausgegrenzt sein. Während deine Freunde Freitagabends ein Bierchen trinken, bist du noch in deinem kleinen Büro. Während deine ehemaligen Klassenkameraden ihren ersten Dienstwagen fahren, schlägst du dich noch damit rum, die Gehälter für den nächsten Monat zu bezahlen. Dienstwagen? Du wünschest, du könntest dir ein Taxi nach Hause leisten.
Kampf gegen die Wahrscheinlichkeit
Wir kennen die Erfolgsgeschichten von großen Unternehmern, doch kennen wir auch die Masse derer, die es nicht auf Wikipedia geschafft haben? Du musst als Unternehmer bereit sein, gegen die Wahrscheinlichkeiten anzugehen. Die erste Gründung? Wird vermutlich nichts. Die zweite Gründung? Du machst weniger Fehler, doch es hebt nicht ab. Die dritte Gründung? Langsam kann es etwas mit dir werden.
Wenn es dir um das Geld geht, dann gibt es einfachere Wege zu einem guten Einkommen. Werde Berater. Oder Programmierer. Sehr gute Bezahlung. 0 Risiko. Doch mit Unternehmen richtig viel Geld zu verdienen, ist genauso wahrscheinlich, wie der nächste Philip Lahm zu werden. Du brauchst eine Menge Fleiß, das richtige Timing, Talent und Glück.
Die Arbeitszeiten sind hart. Die Bezahlung ist mies. Gehalt gibt es auch keines. All dein Geld geht in die Firma. Geld ist immer Mangel. Du hast eindeutig mehr Ideen als Kapital. Gerade der Anfang, die ersten Jahren sind schwer. 364 Tage im Jahr siehst du, wie dein Kontostand sinkt. Privat sowie in der Firma.
Du trägst immer die Verantwortung
Der Druck ist enorm. Du trägst die Verantwortung. Alleine. Oder manchmal als Team. Deine Mitarbeiter vertrauen dir. Deine Geldgeber. Deine Kunden. Deine Dienstleister. Dein Kopf hängt ständig in der Schlinge. Baut ein Mitarbeiter Mist, dann bist du verantwortlich. Mit deinem Vermögen. Mit deinem Ruf. Mit deiner Zeit.
Ebenso ist der Staat gegen dich. Du bekommst ständig böse Briefe von Behörden, von deren Existenz du vorher nichts gewusst hast. Unmengen an Papierkram und Drohungen. Als Unternehmer stehst du mit einem Bein im Knast. Du gegen den Rest der Welt. Helfen wird dir keiner.
Banken mögen dich nicht. Eher behandeln sie dich wie einen Aussätzigen. Du brauchst eine Kreditkarte, damit du ein Google Apps Konto eröffnen kannst? Nein! Du brauchst schnell mal ein Konto für die GmbH-Eintragung? Nein! Später wenn du Geld gemacht hast, dann sind die Banken richtig freundlich zu dir. Doch vorher sind Banken Verbrecher und A*****.
Ein ewiger Kampf
Du musst ständig kämpfen. Das Unternehmerleben ist wie ein Boxkampf, der nie aufhört und du den Gegner nicht kommen siehst. Wenn du eine Runde überstanden hast, kommt garantiert die nächste. Und deine Endgegner werden immer stärker. Es gibt keine Pause und kein Erbarmen.
Dinge gehen einfach schief. Investoren sagen dir während der Notartermins, dass sie nicht investieren und gleichzeitig deinen Konkurrenten das Geld geben werden. Mir ist es passiert, dass mir ein Investor sagte: „Fabian, investiere alles was ihr habt. Gebt das Geld aus, holt Wachstum und zeigt Traction. Ich gebe euch 100.000 € in 2 Monaten, damit ihr weitermachen könnt“. Tja, nix kam. Das Geld wurde ausgegeben und als wir weiteres brauchten, gab es einen Rückzieher. Dem Investor ist es am Ende egal wie du deine Probleme löst.
Immer Nerven behalten
Oder wichtige Mitarbeiter kündigen in einer kritischen Phase. Lieferanten halten sich einfach nicht an Vereinbarungen, liefern zu spät und all deine Deals platzen. Kunden zahlen nicht, obwohl sie müssten. Sie weigern sich einfach und vor Gericht dauert es Jahre bis du dein Geld vielleicht wieder sehen würdest. Wettbewerber verklagen dich. So vieles passiert ungeplant. Es lenkt dich ab. Kostet dich wertvolle Zeit, Geld und Kraft. In diesen Momenten brauchst du Nerven, denn sonst fliegt dir alles um die Ohren.
Zusätzlich bist du einsam, denn du kannst mit niemanden reden. Manchmal ist einfach alles nur noch anstrengend. Doch wem willst du von deinen Probleme erzählen? Wem sagst du, dass ihr in 3 Wochen pleite sein werdet? Deiner Mama? Die versteht dein distributives Geschäftsmodell bis heute nicht und hat nicht mal deine App getestet. Deinem Vater? Der meinte eh, du solltest dir einen ordentlichen Job suchen. Deiner Frau? Der möchtest du keine Angst machen, dass ihr bald alles verliert. Deinen Mitarbeitern? Die suchen sich schnell einen neuen Job. Deinen Kindern? Besser nicht. Deinem Geldgeber? Der wird dich erpressen. Deinem Kunden? Der haut dann schnell ab. Du bist manchmal einfach verdammt einsam und alleine. In solchen Fällen kann ich nur empfehlen, dass man sich in Unternehmergruppen trifft, wie EO, und eine Frau hat, die einem den Rücken freihält.
Die wunderbar helle Seite der Macht
Ich möchte nicht jammern, sondern nur Wahrheiten aussprechen. Manchmal ist es hart und doch tun wir es. Unternehmer sein ist kein Job, sondern eine Lebenseinstellung. Unternehmer verändern die Welt: Rockefeller. Krupp. Von Siemens. Unternehmer erschaffen die Giganten der Gegenwart: Facebook, Google, Apple, AirBnB, uber, Virgin, Oracle, Microsoft.
Ideen haben Viele. Aus Ideen müssen Visionen werden. Aus Visionen werden Ziele. Ziele zu Aufgaben. Aufgaben sind die Gegenwart. Die Gegenwart wird die Zukunft.
Wer die Zukunft gestalten will, muss Unternehmer sein. Oder Politiker. Oder Wissenschaftlier. Nur Geld haben reicht nicht. Selber machen ist entscheidend.
Freiheit zu gestalten
Als Unternehmer hast du Freiheit. Natürlich haben wir alle einen Boss (deine Frau, Eltern, Kapitalgeber), aber keinen Vorgesetzten mehr. Du kannst jeden Tag entscheiden, wann du was machen wirst. Keiner peitscht dich mehr. Du stehst morgens auf, weil du es willst. Keiner motiviert dich mehr. Dass musst du schön selber machen. Du entscheidest. Du trägst die Verantwortung. Du dachtest immer, dass du es besser machen kannst als anderen? Super, dann mache es besser!
Du kannst die Kultur der Firma nach deinem Ebenbild formen. Du bestimmst die Arbeitszeiten. Du definierst Belohnungen. Du baust eine Firma nach deiner Vorstellung. Du stellst ein Team zusammen mit Leuten, die du wirklich magst. Keiner kann dich mehr zwingen mit jemanden zu arbeiten, denn du nicht leiden kannst.
Mach die Welt zu einem besseren Ort
Du wirst Erfolg haben. Viele Menschen sehen Geld als Erfolg. Doch bin ich mir ziemlich sicher, dass Zuckerberg Facebook nicht gegründet hat, weil er Milliardär werden wollte. Geld ist nur der Nebeneffekt von Erfolg. Erfolg bedeutet, dass du etwas zum Besseren verändert hast. Die Welt ist ein klein bisschen angenehmer zum Leben geworden.
Du wirst Anerkennung erhalten. Natürlich nur selten. Wenige Unternehmer werden gefeiert. Doch ich sage, Unternehmer sind die Popstars der Zukunft.
Du wirst Respekt bekommen. Viele Leute werden dir sagen „Ich hätte auch gengründet, aber…“. Leute wissen, wieso sie nicht gründen. Menschen kennen ihre Ängste und wissen damit, dass du deine überwunden hast.
Kontrolle über dein Leben
Du hast Zeit. Vielleicht nicht immer die 4 Stunden Woche, doch es ist deine Zeit. Lass dich nicht treiben von deiner Firma. Treibe du deine Firma. Du entscheidest über deine Prioritäten. Du verfügst über deine Zeit. Und deswegen muss du keinen Urlaubsantrag einreichen, wenn du die Einschulung deiner Tochter sehen willst, oder spontan deine Frau während der Woche zu einem Kurzurlaub entführst. Du bist dein eigener Herr und Meister.
Unternehmer zu sein ist nicht für jeden das Richtige. Man muss sehr genau wissen, was einen motiviert. Ich möchte kein anderes Leben. Ich liebe dieses Leben. Ich liebe es, dass aus Ideen reale Dinge werden. Ich liebe es, Visionen zu erschaffen. Doch der Preis ist hoch. Sei dir diesem einfach bewusst.