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Netzwerk ist alles – du gibst und irgendwann bekommst du zurück

Vor einigen Wochen haben ich einen Vortrag gehalten für die Teilnehmer vom Startup Institute. Das Thema war die Berliner Startup Szene (Überblick, Netzwerke, Key-Player). Ich wurde geladen, weil eine Bekannte mich an die Organisatoren empfohlen hatte. Netzwerk.

Für mich ist der Begriff „netzwerken“ unangenehm. Es hinterlässt bei mir das Gefühl, dass Leute instrumentalisiert werden. Dabei ist es gar nicht so. Menschen sind der Schlüssel für alles. Mein Ziel ist eindeutig: Ich möchte Menschen treffen, die ich mag. Mit denen ich gut zurecht komme, wir uns gegenseitig unterstützen und Freundschaften sich entwickeln können.

NETZWERK BEDEUTET ZUGRIFF AUF RESSOURCEN

Was heißt eigentlich Netzwerk? Für mich bedeutet es zu wissen, wer etwas weiß. Meine Physiklehrerin sagte mir damals: „Wissen ist zu wissen, wo etwas steht“. In diesem Fall ist Netzwerk zu wissen, wer einem weiterhelfen kann. Es geht also um Freunde, Vertraute. Um Personen auf die man bauen kann; und Zugriff auf Ressourcen (Zeit, Geld, Wissen).

DEIN NETZWERK SPART DIR ZEIT UND GELD

Ein gutes Netzwerk kann dir in vieler Hinsicht nützlich sein:

1. Probleme lösen. Du erhältst Lösungen auf Probleme, die du sonst nicht aus eigener Kraft bewältigen könntest.
Mein Beispiel: Ohne Netzwerk könnte ich nie unsere Investoren für meine Firma gewinne. Die Chance ohne Netzwerk einen Investor zu gewinnen ist unter 1%. Ich konnte unsere Investoren über mein eigenes Netzwerk und das von Freunden überzeugen.

2. Zeit sparen. Mit deinem Netzwerk kommst du schneller an Ressourcen.
Mein Beispiel: Ich habe über das Netzwerk meinen Mitgründer gefunden. Das hat echt viel Zeit gespart, denn sonst hätte ich vermutlich Stellenanzeigen schalten müssen, dutzende Interviews führen und hätte trotzdem möglicherweise Niemanden gefunden.

3. Geld sparen. Du gibst weniger Geld aus, weil die Angebote besser sind,
Mein Beispiel: Wir haben durchschnittlich 30% weniger für Entwickler bezahlt, als der Marktstandard. Wieso? Mein Mitgründer kennt recht viele Entwickler. Er hat halt einen „Buddydeal“ gemacht (Deal unter Freunden). Das ist schon wertvoll, wenn man bedenkt das diese Programmierer gerne >100 € die Stunde nehmen. 

4. Vertrauen. Eine hoher Social Trust reduziert Risiken.
Mein Beispiel: Ich habe meinen ersten Job bekommen, weil ich empfohlen wurde. Die Person kennt mich schon länger und hatte sicherlich einen positiven Einfluss auf den Bewerbungsprozess. Für meinen Arbeitgeber war das Risiko einfach geringer, weil ein gemeinsamer Bekannte ein gutes Wort eingelegt hat. Das ist übrigens vollkommen normal. Wenn ich zurückblicke, dann habe ich 100% meiner Projekte und Jobs immer über Netzwerk gewonnen. Nie auf einem klassischen Bewerbungsweg.

EIN NETZWERK SIND KONTAKTE DIE ZU FREUNDEN WERDEN

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So sieht mein (Kontakte)-Netzwerk aus, visualisiert mit LinkedIn. Dies sind natürlich reine Kontakte, vollkommen unabhängig von der Qualität. Es ist eher sogar das Gegenteil. Meine engsten Freunde habe ich gar nicht auf Linkedin, sondern fast nur Leute die ich beruflich kenne.

Als ich das erste Mal diese Karte erstellt habe, habe ich zwei Dinge erkannt. Erstens, ich habe die Intensität meines Netzwerks über die Jahre steigern können. Deswegen ist mein aktuelles Netzwerk (Startup Szene Berlin) größer als mein Netzwerk aus der Politik. Zweitens besteht mein Netzwerk aus 3 verschiedenen Clustern.

1) Kontakte und Freunde von der Universität (Münster, Kelly, St. Gallen)
2) Bekannte und Kameraden aus der Politik (JU, KAS)
3) Berufliches Netzwerk (Startupszene national und international)

Jeder kann sein Netzwerk so visualisieren, das ist nichts besonderes. Du kennst genauso viele Leute wie ich: im Sportverein, große Familie, von Reisen, Parties, Auslandssemester, Ausbildung oder Praktika. Jeder hat so ein Netzwerk.

Am Ende ist ein Netzwerk auch eher ein Konstrukt vieler kleiner „Inner-Circle“. Das sind für mich enge Gruppen, wo ein hohes Maß an Vertrauen und Offenheit herrscht. Erfolgreiche Beispiele sind z.B. EO oder die PayPal-Mafia. Erst wenn du in so einem Inner-Circle bist, hast du Zugriff auf alle die oben genannten Ressourcen. Vorher sind es nur Kontakte.

NETZWERK AUFBAUEN IST EIN PROZESS

Aus diesem Grund ist Leute kennen nur der Anfang. Dies ist noch nicht dein eigentliches Netzwerk. Ich sehe es in folgenden Stufen:

1. Du sammelst Kontakte. Also Visitenkarten, Emailadresse, Linkedin. Dafür musst du einfach nur Leute ansprechen können.

2. Du vertiefst deine Kontakte. Man sagt du mindestens 3 x mit der Person auf verschiedenen Kanälen kommunizieren (z.B. essen gehen, telefonieren, Emails) solltest.

3. Du baust eine Beziehung auf. Gemeinsame Arbeit und Projekte nutzen dir dabei. Du kannst natürlich dem anderen auch helfen indem du deine Zeit, Geld und Wissen in die Beziehung investierst. Wichtig ist, dass du Leuten hilfst und nicht umgekehrt. Verbringe Zeit & Energie mit ihnen. Macht gemeinsam Urlaub oder eine Geschäftsreise zusammen. Leute müssen dich kennen lernen. Vertrauen gewinnen in deine Stärken und Schwächen. Du musst berechenbar sein, damit diese dich einordnen können.

4. Erst danach kannst du diese Personen als dein Netzwerk ansehen.

5. Es gibt natürlich noch viele Möglichkeiten diese Bindung zu intensivieren: Mit den Leuten arbeiten, die Personen einstellen, ihnen Geld geben, sie heiraten oder verheiraten.

BAU DEIN NETZWERK KONSTANT AUS

Hier noch ein paar Hinweise, was beim netzwerken ganz gut hilft:

  • Die Grundannahme ist: Du musst Leute treffen, mit ihnen reden, sie kennen lernen, Kontakte knüpfen und diese pflegen. Einigen fällt das verdammt einfach. Andere haben ihre Probleme damit.
  • Netzwerke dort, wo du dich wohl fühlst: Bei der Arbeit, innerhalb der Familie, im Bekanntenkreis, im Sportverein.
  • Netzwerke dort wo du eine Fachexpertise hast: Auf Konferenzen (als Redner), Tagungen, Messen, aber auch Blogs und Foren.
  • Netzwerke wo alle netzwerken: Geht zur Spätschicht oder Echtzeit, besuche Konferenzen (als Teilnehmer) und Meet-Ups.
  • Halte deine Augen und Ohren offen. Überall lernt man interessante Personen kennen: Auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, dein Sitznachbar im Flugzeug oder Abends an der Bar.
  • Identifiziere die Multiplikatoren in deinem Netzwerk. Einige Leute kennen mehr Leute als du. Es gibt einfach sehr talentierte Netzwerker. Die kennen jeden. Und du solltest sie deswegen auch kennen.

PERSÖNLICHES BEISPIEL

Und zum Schluss noch 3 Beispiele, wo mir mein Netzwerk geholfen hat.

1. Meine Frau habe ich über die Arbeit kennen gelernt. Obwohl wir in 3 unterschiedlichen Firmen waren, brachte uns eine gemeinsame Bekannte zusammen.

2. Beim Crowdfunding kamen 60% der Gelder von Personen, die ich schon vorher kannte.

3. Meinen ersten Job im Berlin bekam ich über einen Kontakt, den ich 4 Jahre vorher auf einer WG-Party getroffen hatte.

Mir ist noch wichtig zu sagen, dass es beim Netzwerk nicht darum geht soviele Leute wie möglich zu kennen. Eher geht es um die Qualität der Kontakte. Eine intensive Beziehung ist mehr wert, als dutzende Visitenkarten. Und Beziehungen kannst du nicht kaufen. Diese gibt es nur, wenn du Zeit und Kraft reinsteckst.

LESEN

Kolja empfiehlt es, ich habe es gelesen, Frau hat es gelesen. du solltest es lesen: Never eat alone von Keith Ferrazzi

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