Nun zu meinem ersten inhaltlichen Eintrag. Folgenden Artikel fand ich ganz spannend, veröffentlich Ende August bei TechCrunch: The Social Network Paradox
Man sagt, dass es bei sozialen Netzwerken nur einen Gewinner geben kann. Bedeutet, je mehr Freunde du hast, desto vorteilhafter ist das Netzwerk für dich. Als Nutzer möchtest du auch nur in einem Netzwerk aktiv sein und nicht in mehreren parallel. In diesem Fall geht es natürlich um Facebook, welches eine eindeutig markführende Stellung hat.
Die These der Autorin ist aber, dass je mehr Freunde du in Facebook hast, desto weniger interagierst du mit ihnen. Einfach durch die schiere Anzahl an Freunden im Newsstream, leidet die Qualität der sozialen Kontakte an sich. Alleine der enorme Fluss an Informationen verhindert, dass wir all dies mitbekommen, worum es uns geht: Was passiert gerade im Leben unserer besten Freunde.
Kannst du dies bestätigen? Früher hatte man regelmäßig mit ca. (nur) einem dutzend Leute telefoniert oder diese getroffen. Inzwischen könnte ich für >500 Leute nachsehen, wie diese derzeit aussehen oder was sie letztes Wochenende gemacht haben. Dadurch verliere ich aber den Blick für die vielleicht für mich bedeutenden paar dutzend Leute. Natürlich versucht der Algorithmus von Facebook mir nur meine Preferenzen zu zeigen, aber es klappt nicht oft.
Ich glaube, dass wir gar nicht wollen, mit Jedermann (und Frau) immer im Kontakt zu sein. Eher im Gegenteil liegt es uns viel näher, dass wir soziale Kleingruppen haben. Dies könnten sein:
* Freunde aus der Schule oder Universität
* Arbeitskollegen
* Bekannte vom Sportverein
* Stammtischfreunde aus politischen Verbänden
* Urlaubsbekanntschaften
* …
Mit jeder dieser Gruppen haben wir verschiedene Interessen gemeinsam, wollen uns über andere Themen unterhalten und andere Informationen teilen.
Facebook packt all diese Leute in einen Topf. Zwar kann man inzwischen den eigenen Informationsfluss an seine Freundesgruppen anpassen (dank g+), doch dies ist technisch unangenehm.
Warum sind wir dann alle im Facebook aktiv? Ich glaube, dass wir einfach Angst haben sonst etwas zu verpassen. Anfangs waren die Leute aus Neugierde aktiv, aber inzwischen geht es viel mehr darum uns zu präsentieren und auf die vielleicht enorm wichtige Bekanntmachung unserer Freunde zu warten.
Worauf will ich hinaus? Ich behaupte, dass Facebook qualitative Freundschaften nicht fördert und auch nicht ansatzweise ersetzt. Es ist und bleibt ein loser Haufen an Bekannten und erfüllt eigentlich nur das Bedürfnis nach Informationen („wer ist mit wem zusammen“, „die haben geheiratet“, „ach, dort im Urlaub war er“, „ist er aber inzwischen dick geworden“, „achso, die kennen sich also auch“ usw.). Das Bedürfnis nach Meinungsaustausch, Gemeinsamkeiten, Unterhaltungen wird nicht befriedigt.
Ich sehe daher auch den Trend, dass es in der Zukunft zu einer Vertikalisierung von sozialen Netzwerken geben wird. Die Leuten wollen sich vielleicht doch nur mit ihren Nachbarn unterhalten, oder mit ihren Freunden vom Sportverein. Facebook glaubt zwar dies mit FB Gruppen lösen zu können, doch ist dies eine unzureichende Alternative. Einfach aus dem Grund, dass es technisch nicht ideal gelöst ist und dass man nicht mit jedem seiner Bekanntenkreise die gleichen Informationen teilen möchte. Siehst du es ebenso?
Ich habe in letzter Zeit viele Businesspläne gesehen, dass Leute neue soziale Netzwerke aufbauen wollen. Themen waren
* für Promis & Fans
* für Sammler
* Kunstfreunde
* für 55+
Ich finde diese Nischennetzwerke gut vom Ansatz, doch hat es bei den Ideen immer am Team gemangelt. Als Investor muss man glauben, dass das Team so ein Thema eigenständig zum Erfolg führen kann. Nur die Idee reicht nicht aus, sondern wortwörtliche Taten müssen folgen.
In diesem Zuge hat mir z.B. myArtmap gut gefallen. Wenn die Version erstmal richtig live sein wird, kann jeder Kunstfreund seine Bilder, Erfahrungen, Meinungen oder Veranstaltungen mit anderen Kunstinteressierten teilen. Aus meiner Sicht ist dies ein möglicher Vertikal und viele mehr sollten folgen.