Jeden Tag entstehen hunderte neue Startups. Doch was sind die grundlegenden Trends, worauf fast alle Geschäftsideen basieren? Ich meine, dass Lokalisierung, Individualisierung, Mobilität, Kanalwechsel und soziale Medien die stärksten Entwicklungen derzeit sind.
Oft stellen mir Freunde die Frage: „what is the next big thing in the internet?“ oder „was sind gerade so Trends?“. Ist schwer zu sagen. Obwohl ich mich jeden Tag damit beschäftige, fehlt mir vermutlich die Distanz um die besonderen Dinge zu erkennen. Deswegen habe ich mir mal Gedanken gemacht und etwas über aktuelle Entwicklungen im Internet zusammengetragen. Es gibt sicherlich mehr Trends als ich sie jetzt auflisten werde, und die Segmentierung ist sicherlich nicht vollständig. Auf jeden Fall sind dies die Bewegungen die ich so erkannt habe und als wichtig erachte.
Ich halte folgende 5 Trends für die wichtigsten: Lokalisierung, Individualisierung, Mobilität, Kanalwechsel und soziale Medien.
Lokalisierung: Sind für mich LBS (Location based Service), lokalisiertes Einkaufen und lokalisierte Aktivitäten. Es ist der Trend, dass wir technischen Mittel vor Ort verwenden. Ob ich eine App habe, die meine Joggingstrecke aufzeichnet (z.B. mit Runkeeper), oder ich immer sehe wo meine Freunde sind (z.B. über foursquare). Aber ich kann auch in ein Einkaufszentrum gehen und bekomme dann vor Ort Rabatte, Gutscheine oder Aktionsangebote, abhängig von meinem aktuellen Standort als Push-Nachricht auf das Handy (mit Shopkick). Noch ist es nicht komplett als Massentechnologie durchdrungen, aber es kommt in den nächsten Jahren. Irgendwann werden viel mehr erleben und konsumieren, basierend auf Dienste, welche uns Angebote aufgrund unseres Standortes machen.
Individualisierung: Unter dem Schlagwort „Mass-Customization“ werden inzwischen viele Dienste angeboten, die einem individuelle Produkte anbieten können. Bekannte Beispiele sind gemvara (oder Amoonic in Deutschland), welche individualisierten Schmuck herstellen (du kannst bei einem Ring das Metall bestimmen und die Steine austauschen). Oder das Unternehmen spreadshirt, wo ich zwischen kreativen T-shirts und meinen Eigenkreationen wählen kann. Ebenso bekannt sind einige der Startups, welche seit Jahren individuelles Essen anbieten, wie z.B. MyMuesli.
Mobilität: Fast jeder hat ein Smartphone und nutzt es. Wir nutzen die Handys als mobile Spielkonsole (z.B. Angybirds), um vor Ort einzukaufen oder zu vergleichen (z.B. tripadvisor, ebay). Wir kommunizieren unterwegs mit Freunden und teilen Dinge mit (Instagram, whatsapp, loopcam) oder bezahlen gleich mit dem Handy (Square). Das Handy ermöglicht einfach, dass wir uns unabhängig vom Ort so verhalten können, wie es natürlich wäre. Anstatt am PC, lese ich morgens in der Ubahn Spiegel Online, oder ich chatte über den FB-Messenger. Ich lese meine emails, wenn ich auf Jemanden warte oder mache ein Foto und verschicke es sogleich an Freunde.
Kanalwechsel: Der „Channel switch“ ist vielleicht die langsamste Entwicklung und damit zugleich auch die stärkste. Ich schließe damit alles ein, was früher offline (=stationär) war und heute online ist (=Internet, PC, Handy). Dies sind SaaS wie Zendesk oder Salesforce. Software gibt es schon sehr lange, aber inzwischen kann man diese Software online nutzen. Man muss nicht mehr für x-tausende eine Lizenz kaufen (ok, das machen meistens eh nur Unternehmen), sondern zahlt monatliche Gebühren und bekommt dadurch immer die aktuellste Version mit neusten APIs und Plugins.
Ebenso eCommerce , alles was früher im Laden verkauft wurde, kann jetzt online gekauft werden. Dadurch sind Unternehmen wie Amazon, ebay und viele vertikale Shops in wenigen Jahren zur Konzernen geworden.
Online Videos sehen war früher total offline. Ich brauchte einen Kabelanschluss (oder Satellite) oder musste in die Videothek rennen. Jetzt gibt es hulu, lovefilm oder netflix.
Ebenso sind Spiele inzwischen auch online verfügbar. Anstatt Kollegen zu überreden, ob die mal wieder Risiko spielen wollen, konnte ich in meiner Schulzeit mit tausenden Leuten zugleich spielen (z.B. bei Bigpoint oder Zynga).
Und für Musik gilt das gleiche. Ob spotify, last.fm oder soundcloud, früher hatte ich nur Radio, CDs und meine kleine Anlage. Es sind einfach so viele Lebensbereiche, die sind ins Internet verlagert haben. Mehr als einem eigentlich bewusst wird. Oder wie ist es mit der Informationssuche? Heute googled jeder, aber früher musste ich jedes Mal im Brockhaus nachschlagen.
Soziale Medien: Und der letzte Punkt ist dieses Schlagwort „web 2.0“. Sind wir aber ehrlich, wer hat vor 10 Jahren Facebook vermisst? Wir wussten gar nicht, was wir nicht haben. Heute könnten wir kaum noch ohne. Es sind Unternehmen enstanden, die aufgrund der Technik (PC + Internetzugang), grundlegende Bedürfnisse besser befriedigen konnten. In diesem Fall das Bedürfnis nach Kommunikation, Freundschaft und Kaffeeklatsch. Dafür kann ich nur Facebook empfehlen, oder sowas wie badoo.
Ebenso stark gewandelt hat sich Datingmarkt. Portale wie neu.de, elitepartners oder parship boomen. Millionen von Singles nutzen diese Seite um ihren Traumpartner (oder einen Seitensprung) zu finden.
Alles in allem sollte es für Niemanden große Überraschungen sein. Jede kennt die meisten Unternehmen, aber vielleicht hast du dir bisher wenig Gedanken darüber gemacht. Dies sind jedenfalls aus meiner Sicht die grundlegenden Trends, woraus derzeit die meisten neuen Geschäftsmodelle entstehen.
Unternehmer und Investor mit Leidenschaft für Künstliche Intelligenz