Abomodelle leben wieder? Jedenfalls bekommen amerikanische Startups derzeit sehr viel Geld für dieses alte Geschäftsmodell mit neuem Kanal.
Gestern hat BeachMint erneut einiges an neuem Kapital bekommen. Wieso braucht ein so junges Unternehmen $75M? Für mich ist es immer eine Mischung zwischen Faszination und Abneigung, wie die Amerikaner mit Geld um sich werfen. Als Freund der preußischen Tugenden ist mit ein Startup immer sympathischer, wenn es mit wenig Geld auskommt. Das manchmal viel Geld sehr sinnvoll sein kann, ok. Aber ich habe einfach das Gefühl, dass die Amerikaner Sparsamkeit nicht ernst nehmen.
Was ist BeachMint nun? Nun es ist eines der neuen Geschäftsmodelle, wo Kunden in gewissen Zeitabständen Pakete bekommen. Also ein Abomodell für Waren. Einige andere Unternehmen sind damit bereits erfolgreich, wobei der Erfolg relativ ist. Bertelsmann hat in den 50iger Jahren den Buchclub erfunden. Ein Abomodell für Bücher und CDs. Das Geschäftsmodell ist tot, lange lebe das Geschäftsmodell. Statt über Kataloge, kriegen die Kunden jetzt alles über das Internet. Bertelsmann hat diesen Trend verschlafen, andere erkannt. In den USA bekannt dafür sind: Shoedazzle oder birchbox . In Deutschland sind es: ChicChickClub oder Glossybox. Ich nenne es Kundenentscheidungsvorauswahl. Der Kunde muss nicht mehr viel nachdenken und zwischen tausenden Produkten (wie z.B. in einem Kaufhaus) auswählen. Entweder Promis wählen die Produkte aus (siehe BeachMint) oder Stylisten geben uns eine begrenze Auswahl (wie Shoedazzle). So oder so, weniger Auswahl kann für schnellere Entscheidungen sorgen. Interessante Entwicklung, da es einen grundlegende Eigenschaft des Menschen anspielt: unsere Faulheit.
BeachMint wurde von Josh Berman (Co-Founder von MySpace) und Diego Berdakin gegründet. Die Idee ist, dass Prominente ein Produkt auswählen und dies an die Kunden verschickt. Dies kann also ein Schuh sein, denn ein bestimmter Promi toll findet, ein Schmuckstück oder Kosmetikartikel. z.B. haben die Olsen-Zwillingen T-Shirts entworfen und darüber verschickt, Rachel Bilson wählt Schuhe aus und Jessica Simpson beglückt uns auch alle mit ihrem Geschmack. Dazu gibt es verschiedene Vertikals für Schmuck, Kleidung, Kosmetik und Schuhe. Man (wobei eher Frau) zahlt zwischen $30 und $80 im Monat und bekommt dafür regelmäßig ausgewählte Produkte. Angeblich denkt ein Stylist stundenlang über das Profil der Frau nach, natürlich ist es nur ein simpler Algorithmus. Aber besser als selber suchen?!
Fazit: Ich denke nicht, dass wir eine 1:1 Kopie von BeachMint in Deutschland erwarten werden. Vielleicht probieren es einige, ich halte dies aber nicht für klug. Die Amerikaner stehen total auf Promis und verehren diese, wie wir früher unseren Kaiser. Wir haben keine ausgeprägte Promikultur in Deutschland derzeit, wieso sollte wir also etwas kaufen, was irgendwer in eine Box gelegt hat? Es fehlt die Geschichte dazu. Trotzdem ist das Wiederaufleben von Abomodellen zu beobachten. Interessant und wir sollten diese und weitere Spieler im Blick halten.
Unternehmer und Investor mit Leidenschaft für Künstliche Intelligenz