in Gründung, StartUp, Unternehmenaufbau

Aus dem Alltag eines Gründers – Verantwortung tragen

Sind wir ehrlich. Als Angestellter tragen wir primär Verantwortung für uns selber. Machen wir einen Fehler, gibt es im 360° Feedback ein Kommentar. Machen wir einen großen Fehler gibt es eine Verwarnung. Selbst bei versuchten Betruges gibt es oft nur eine Entlassung und das nächste Startup heuert einen wieder an (bereits erlebt). Faktisch gibt es hier in Berlin in der Startupbranche keine Arbeitslosigkeit und demnach auch keine Jobangst. Wer Mist baut, der baut halt dann beim nächsten Startup wieder Mist. Wir tragen daher nur Verantwortung für uns, für unsere eigene Karriere (und den Lebenslauf). Selbst wenn man als CEO von renommierten Internetunternehmen die Insolvenz oder den Niedergang herbeiführt  finden diese Personen eine neue Tätigkeit. (Ich möchte keineswegs das Angestelltendasein schlecht darstellen. Eher ist es oft zuckersüß.)

Der Gründer trägt Verantwortung für mehr als nur sich

Als Gründer ändert sich dies. Jetzt wird es mehr. Du trägst die Verantwortung für dich, für deine finanzielle Existenz (denn dein Vermögen steht auch auf dem Spiel), für deine Mitgründer, deine Mitarbeiter, Kunden und mögliche Investoren. Idealerweise noch Freunde und Familie, die dir etwas Geld gegeben haben. Wenn du jetzt Fehler machst, dann ist dies durch einen Jobwechsel nicht getan. Jetzt trägst du mehrfache Verantwortung.

Und ich gebe es zu: Es ist nicht immer leicht. Es gibt diese tollen Momente: ein Kunde kauft dein Produkt, ein Bewerber unterschreibt den Vertrag, ein Advisor hilft dir, es gibt Feedback von Besuchern, ihr habt ein tolles Teammeeting und die KPIs gehen nach oben. Doch gibt es auch schwache Momente. Du weißt nicht, wie du in einige Monaten Gehälter zahlen willst. Und wenn du noch stärker wächst, wird es jeden Tag enger auf dem Konto. Deine eigenen Reserven tragen die Burnrate und du weißt ganz genau, dass irgendwann Schluss ist. Du streitest dich mit deinem Mitgründer. Mitarbeiter machen dumme Fehler, die dich viel Zeit kostet – und trotzdem musst du das Gehalt zahlen. Ein Bewerber springt ab. Ein Kunde sagt nein. Ein neuer Wettbewerber erscheint, der andere erhält eine Finanzierung.

Als Gründer ist es schwer abzuschalten

Wie steht so schön auf meinem Schlüsselbund: Klagt nicht, kämpft. Wie wahr. Doch möchte ich euch sagen, dass der Druck als Gründer einfach nicht mehr aufhört. Ihr werdet Nachts aufwachen, Schweiß gebadet, weil ihr von einem Serverausfall träumt. Ihr liegt in der Sauna mit Freundin und denkt nur an das nächste Release. Du gehst mit deinen Eltern Weihnachten essen, hast Nächte lang durchgearbeitet und sehnst dich nur nach dem Bett.

Für mich bedeutet es den Ort zu finden, wo man abschalten kann. Seine Batterie auftanken, denn 24/7 mit den Gedanken im Unternehmen zu sein, das hat seine Grenzen. Hast du diesen Ort gefunden? Etwas, was dich komplett ablenkt und gedanklich frei macht? Wenn ja, genieße es.

Interessant?