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Aus dem Alltag eines Gründers – über den eigenen Schatten springen

Gründer zu sein hat etwas romantisches in unserer Zeit. Wir denken an die erfolgreichen Startups, an IPOs, an Artikel in Zeitschriften und das Geld. Ja, immer wieder hören wir von dem Geld. Exit hier, Runde da. Und sicherlich hat es seine Vorteile mit dem eigenen Startup. Du hast Freiheit! Keiner sagt dir mehr, was du machen sollst. Du kannst dich kreativ ausleben. Arbeiten von wo du willst. Du hast Verantwortung, du bist dein eigener Boss.

Und dann noch mit der Idee. Du glaubst, du kannst die Welt verändert. Alle anderen machen es nicht gut genug und man selber (im Team) wird den Markt revolutionieren. Disruptiv und total viral!

Es gibt gute Tage – und den Rest

Doch was ist die Realität? Es ist eine Achterbahnfahrt. Es gibt tolle Tage. Du hast deinen CTO gesigned. Investoren überzeugt Geld einzulegen. Du bist plötzlich Papiermillionär. Deine Seite geht live. Der Traffik steigt. SEO schlägt an. Twitter hat bereits hunderte Follower und auf Facebook liken sie eure Seite.

Und es gibt immer genug zu tun. Du merkst schnell, welche Aufgaben du lieber machst und welche nicht. Und ich habe diese Woche meine Grenzen gemerkt.

Cold Calls. Kaltanrufe. Whow, was für ein Job. Mir fallen auf Anhieb Dinge ein, die ich lieber machen würde: Steuerklärungen, Buchhaltung, Verträge schreiben, Produkt designen, Demo testen, Kundenmails beantworten oder SEO optimieren. Doch Leute einfach anrufen und sie von einer Webseite zu überzeugen, die eigentlich nur aus hunderten Linien Code besteht – das ist eine Aufgabe für sich.

Gründer zu sein bedeutet auch sich selber zu überwinden

Ich habe gemerkt, wie ich meinen inneren Schweinehund überwinden muss. Wie ich auf einmal Tickets abarbeitete die ich bisher ignorierte, nur damit ich einen Grund haben nicht den Hörer zu Hand zu nehmen. Doch so einfach ist es nicht. Denn du wirst als Gründer feststellen: Wenn du es nicht machst. Wer macht es denn dann?

Also bleibt mir nichts anderes über. Anrufen. Ansprechen. Überzeugen. Ein „nein“ kassieren. Jeder Anruf wird leichter. Die ersten 5 Anrufen waren schrecklich. Ich hatte keinen Text. Ich war nervös. Ich konnte meine Botschaft nicht rüber bringen. Doch es wird besser. Nach 30 Anrufen ging es dann. Erste Erfolgserlebnisse.

Such dir Leute, wenn die Aufgabe für dich Pain wird

Hubertus von mymuesli meinte mal: Fabian, du fängst an Leute einzustellen, wenn es dich zuviel Zeit kostet die Dinge selber zu machen. Wenn es anfängt weh zu tun und du deswegen andere Themen vernachlässigst. 
Ich verstehe was er meint. Ich bin kein Entwickler, also habe ich einen CoFounder der Einsen und Nullen im Schlaf schreiben kann. Und jetzt merke ich, dass man als Gründer zwar alles machen muss, doch nicht immer alles kann. Whow. Nicht leicht es zuzugeben. Und dazu auch noch öffentlich.

Egal. Es geht weiter. Denn so schlimm sind die Telefonate eigentlich nicht. Ich habe nur ein paar „Neins“ kassiert und dafür viele „Jas“. Conversion lag bei ca. 50% am Telefon. Angeblich ist das gut. Ich finde es nicht gut genug. Ich muss wohl lernen „Neins“ zu hören. Doch wer hört die gerne?

Wann müsstest du über deinen eigenen Schatten springen? Hast Dinge gemacht, die gemacht werden müssen und du aber nicht machen wolltest?

Interessant?