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IPO von Zynga: Wie wird man in 5 Jahren so groß und so erfolgreich?

Zynga geht Donnerstag für ca. 7Mrd $ an die Börse. Stark finanziert und extremst erfolgreich, ist Zynga der führende Anbieter von der neuen Welle an Socialgames. Der Gründer & CEO Mark Pincus hat mit einem starken Team, genialen Produkt und viel Geld in nur 5 Jahren ein dominierendes Unternehmen erschaffen. Ich schreibe etwas darüber, woher Zynga kommt, wie Zynga Geld verdient und was Zynga so erfolgreich macht.
Kommenden Donnerstag plant der Spielehersteller Zynga seinen Gang an die Börse. Es wird eine Kapitalerhöhung von ca. 1Mrd.$ durchgeführt, was Zynga dann um die 7 Mrd$ bewertet. Doch wie konnte es soweit kommen? Diese Firma ist erst 5 Jahre alt und wird nun ab Donnerstag an der Börse gelistet. Ich möchte euch daher Zynga heute näher vorstellen. Grundlage dafür ist der Monsterartikel auf VentureBeat, ihr könnte euch die 12 Seiten gerne selber durchlesen. Jedenfalls habe ich mir einmal ein paar Gedanken gemacht, was Zynga so erfolgreich gemacht hat und stelle euch die Geschichte & den Gründer kurz vor.

Gründer und Schlüsselfigur von Zynga ist Mark Pincus. er seinen BA in Wharton gemacht, für die Investmentbank Lazard gearbeitet und dann einen MBA in Harvard erhalten. Anschließend hat er vier Mal Firmen gegründet, mehr oder weniger erfolgreich. $38 millionen gab es für seine erste: FreeLoader. Nicht schlecht, aber anscheinend nicht genug. Die anderen drei Versuche waren nicht größer, doch investierte er bereits sehr früh in Facebook – ein Investment was sich strategisch und finanziell sicherlich sehr gelohnt hat. Jedenfalls öffnete Facebook 2007 seine Plattform/API für externe Entwickler. Mark gründete die Firma Zynga (benannt nach seinem Hund) und entwickelte ein Pokerspiel für Facebook. Damit fängt die Geschichte von Zynga an.

Ich will es auch kurz fassen. Zynga entwickelte Spiele wie Farmville oder Mafia Wars und wurde innerhalb der letzten 5 Jahre zum größten Socialgames Anbieter der Welt. Dieser Weg war nicht leicht und teuer. Über 1Mrd.$ sind inzwischen an neuem Geld in die Firma geflossen. Vieles davon in den Wachstum (zu guten Zeiten verbrannte Zynga >50m$ im Jahr), teilweise sicherlich auch in die Auszahlung von Mitarbeitern. Das Ergebnis spricht aber für sich. Auf nur 2.700 Mitarbeiter kommen über 230 millionen Spieler. 62m spielen täglich in 175 Ländern der Welt. Man sagt, Zynga hat Facebook erst groß gemacht und ohne Facebook gäbe es dafür kein Zynga. Es stimmt sicherlich, denn Zyngas Spiele sorgten dafür, dass millionen von Leuten Facebook deutlich intensiver nutzen als sonst. Habt ihr nie Farmville (oder andere) gespielt und wurdet ständig von Freunden genervt? Ich war jedenfalls eine zeitlang nicht besser.

Doch wie verdient Zynga nun soviel Geld, dass ein Firmenwert von 7 Mrd& gerechtfertigt ist? Was ist das Geschäftsmodell?
Auf der einen Seite kostet ein Spiel von Zynga sehr wenig in der Produktion. Die Technik ist super einfach, es braucht kaum Entwicklungszeit (wie z.b. ein Call of Duty). Dadurch sind die Produktionskosten gering. Gleichzeitig ist die Anwerbung von neuen Spielern auch günstig. Die Spiele verbreiten sich anfangs fast viral, denn je mehr Freunde das Spiel nutzen, desto besser für den Spieler. Zynga hat es geschafft die Spielmechanismen so zu verfeinern, dass die Spieler selber neue Spieler anwerben. Und dies ist kostenlos. Natürlich schaltet Zynga Werbung, aber die 230m Nutzer – die wurden nicht alle eingekauft. Wir haben also geringe Kundengewinnungskosten und geringe Produktionskosten. Deswegen kann Zynga es sich leisten, die Spiele komplett kostenlos anzubieten. Optional, kann jeder Spieler sich aber Dinge im Spiel kaufen. z.B. irgendwelche Zauberstäbe, Dünger oder größere Felder. Dies machen 2-3% aller Spieler und sorgen für über 1Mrd$ Umsatz im Jahr. Nicht schlecht für ein kostenloses Spiel.
Inzwischen fängt Zynga auch an, dass sie Spielelemente verkaufen. Unternehmen können also Gebäude oder Objekte als „Werbefläche“ erwerben. Sicherlich interessant, wenn 15 Millionen Farmer einen „John Deer“ Traktor nutzen, statt einem „grünen unbekannten“ Gerät. Und dafür müsste John Deer halt zahlen.

Zusammenfassend möchte ich gerne auflisten, was aus meiner Sicht nun den Erfolg von Zynga auszeichnet. Wieso ist Zynga so schnell so groß geworden und andere nicht?
Einen Hauptteil davon trägt der Gründer. Mark Pincus ist Visionär und er hat sich dagegen entschieden, seine Firma frühzeitig zu verkaufen (zahlreiche Angebote gab es). Er ist von Anfang an dabei geblieben und führt sein Unternehmen noch immer. Aus der Erfahrung seiner ersten 4 Versuche wusste er, dass Macht derSchlüssel ist. Er hält bis heute die Mehrheit der Stimmrechte und sich diese nie nehmen lassen, auch wenn es oft dafür einen (finanziellen) Preis zahlen musste.
Dann ist das Produkt natürlich extrem gut. Die Spiele von Zynga sind simpel und zugleich sehr erfolgreich. Die Firma beherrscht es perfekt, Spieldaten in Echtzeit zu analysieren und sofort umzusetzen. Jedes Objekt, jedes Feature, jede Farbe in einem Zyngaspiel ist das Ergebnis von millionen von Versuchen & Daten um das perfekte Spiel zu entwickeln. Klassische Produzenten entwickeln ein Spiel und hoffe anschliessend, dass die Spieler es mögen. Zynga hat diesen Prozess auf den Kopf gestellt. Zynga bringt ein Spiel heraus, schaut sich die Daten an und passt das Spiel solange an, bis die Masse der Spieler es toll findet.
Dann spielte die Finanzierung eine Rolle. Viel Geld bedeutet, man kann schneller wachsen. Schneller wachsen bedeutet mehr Macht und Marktanteil. Wer mehr Marktanteil hat, der hat Skaleneffekte und kann seine Marktdominanz ausnutzen. Gleichzeitig ist dies aber auch ein großes Risiko. Zynga ist zum Erfolg verdammt. Zynga muss mehrere Milliarden wert sein, sonst gehen viele Investoren leer aus.
Und der vierte wichtige Punkt sind die Leute. Mark hat sich ein sehr starkes Team zusammengestellt. Dabei war die Premisse „Ich brauche eine Person, die ein Multi-Milliarden-Unternehmen führen kann“ (als Zynga nichtmal 100 Millionen Umsatz machte). Demnach hat Zynga immer sehr viel Wert auf sein Image bei Entwicklern gelegt, massiv Talente abgeworben und sich stark um die Gunst von exzellenten Arbeitskräften bemüht.

Alles in allem. Zynga hat sich in 5 Jahren an die Spitze eines neuen Spielesegments katapultiert. Im Gegensatz zum Groupon-Geschäftsmodell, bin ich schon lange großer Freund von Zynga. Ich bin überzeugt, dass diese Firma großartige Leistung geschaffen hat und sehr gespannt, was wir noch erleben können. Mich fasziniert einfach, dass man bei dieser Generation von Unternehmen (Facebook, Zynga, Groupon ) von Anfang an dabei war. Nicht wissend, dass diese Unternehmen eines Tages für viele Milliarden an die Börse gehen und doch immer davon überzeugt ein tolles Produkt zu nutzen.

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