in Fokus Ökosystem, Unternehmenaufbau, Wirtschaft

Es kommen harte Zeiten für Start-ups – haltet Euer Geld zusammen

In den letzten Monaten konnte ich zahlreiche Start-ups beobachten, die mit ihrer Pre-Seed- und Seed-Runde kämpfen, weil sie nicht genug Traction für eine Series-A haben. Ich sage, dass harte Zeiten für alle High-Burn-Start-ups kommen. Es wird immer schwerer, jemandem Geld aus der Tasche zu locken. Dahe: Achtet auf Eure Kosten und setzt Eure Firmenbewertungen moderater an.

Fangen wir mit den schlechten Nachrichten an

Tech-IPOs in 2015 waren unterdurchschnittlich und liegen -30 % unter den Ausgabekursen (A second look at the 2015 tech market).

Bei den Unicorns gab es einige prominente Down-Rounds in letzter Zeit (The end of big Venture Formula).

In Silicon Valley spricht man bereits davon, dass Business Angels ihr Geld zurückhalten (As Angel Investors pull pack, valuations take a hit).

78 % von Tech-CEOs sagen, dass es in 2015 schwerer geworden ist, Geld einzusammeln.

Gleichzeitig haben wir eine Blase in Immobilien-, Aktien-, Staats- und Unternehmensanleihen – nicht auf ewig.

Die Weltwirtschaft wächst weniger (6 factors that point to global recession in 2016). Die Bestellungen im deutschen Anlagebau sind um 80 % zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr. Kein guter Indikator.

Kurzum: Es war nie einfach und wird noch schwieriger werden, Geld für Dein Start-up zu bekommen.

Wir hatten 7 gute Jahre. Was kommt nun?

Die guten Nachrichten

Es gibt 3 Milliarden potentielle Kunden, verbunden mit dem Internet. In den kommenden 10 Jahren wird sich diese Zahl verdoppeln. Gleichzeitig werden 50 Milliarden Maschinen online gehen.

Es ist einfach, günstig und sicher, ein Start-up zu gründen. Es gibt zahlreiche Programme, Fördermittel, Kapitalgeber und freies Wissen.

Es gibt eine Menge Technologien in der Pipeline: Virtual Reality, Artificial Intelligence, Autonome bewegliche Objekte, Internet of Everything, DNA-Medizin (5 Märkte der Zukunft).

Wer ein starkes Produkt, zahlende Kunden und Wachstum hat, der bekommt immer Geld (Summit Partners investiert 31 Millionen Euro in das Berliner Signavio).

Fahre nicht mit Uber in Euer Penthouse-Loft-Büro

Doch von der Idee zum Start-up ist es nur ein kleiner Schritt. Ich kann jungen Firmen nur empfehlen, dass diese auf ihre Kosten von Anfang an achten. Es muss nicht sein, dass Gründer mit Uber ins Büro fahren und sich Penthouse-Lofts leisten während die Firma 600.000 € im Jahr verbrennt und noch keinen einzigen Euro Umsatz gemacht hat.

Ich habe in letzter Zeit Bewertungen erlebt, die ich für ungesund halte.

Für ein Konzept und keine unternehmerischen Erfahrungen werden 3.000.000 € pre-money aufgerufen.

Für eine Firma mit einem Prototypen und Kickstarter-Schulden werden 12.000.000 € als Firmenwert erwartet.

Eine Firma mit einem Monat Umsatz möchte, dass man diese mit 20.000.000 € bewertet.

Ein Start-up hat sich von 180 (Halbtags-)Business-Angels über 2 Millionen € für eine Friends & Family-Runde geholt.

Das ist übrigens nicht Silicon Valley, sondern Berlin.

Start-ups sollten schlank sein und bleiben

Es sind die Extreme, die mich nachdenklich machen. Darunter gibt es eine enorme Bandbreite. Nein, nicht jedes Start-up da draußen ist überbewertet. Es gibt faire und nachvollziehbare Preise. Doch mein Gefühl sagt mir, dass 80 % der Gründer eine zu hohe Bewertung erwarten, insbesondere Erstgründer.

Nur so als Referenz: Company Builder nehmen 99 % der Firmenanteile für sich. 1 % für Dich. Sie tragen auch das komplette Risiko.

Acceleratoren geben Dir für 10 % 25.000 €. Deine Firma ist damit 250.000 € wert. Sie investieren, wenn es noch kein Produkt gibt.

Die meisten Vollzeit-Business-Angels investieren selten, wenn eine Firma mehr als 1 Million € an Pre-Sales-Bewertung hat.

Die Konsequenzen von zu hohen Anfangsbewertungen habe ich beobachtet. Viele Start-ups kämpfen mit ihren Pre-Seed- und Seed-Runden. Sie haben ein super Team und überzeugende Technologie, jedoch noch keine Umsätze. Manchmal gibt es ein paar Testkunden, doch diese kann man (noch) nicht skalieren.

Zahlreiche Start-ups schaffen es nicht, eine Series-A zu raisen, obwohl ihr monatlicher Geldbedarf es nötig hat. Einfach aus dem Grund, weil die Zahlen nicht stimmen und man zu lange an der Technologie entwickelt hat.

Die nächsten 7 Jahre werden keine leichten sein

Daher meine Empfehlungen für jetzt:

Bleibt sparsam.

Bleibt bodenständig mit Euren Bewertungen.

Seid visionär mit Euren Zielen.

Die nächsten 7 Jahre werden harte sein.

Interessant?